Die wollen mich wohl umbringen
Mir ist jetzt klar, warum meine Kunden trotz unserer Personal- und Hochwasserprobleme ihre Küche unbedingt von uns geliefert haben möchten: Wir sind einfach anders als die meisten "normalen" Firmen. Was ich bei der Inbetriebnahme der neuen Heizung erlebt habe, schlägt dem Faß den Boden aus: So eine Inkompetenz und Verantwortungslosigkeit ist ein starkes Stück, aber leider normal.
Nachdem alles hydraulisch und elektrisch angeschlossen war, sollte ein Probelauf stattfinden. Da die letzten fehlenden Teile just erst an diesem Tag geliefert und montiert wurden, konnte ich keine neuen Hackschnitzel vorbestellen und ich hatte nur die, die im Hochwasser baden gegangen sind. Die waren zwar nicht mehr nass, aber auch nicht wirklich trocken. Aber solches Material hatte ich schon frisch ab Werk, normalerweise muss die Heizung damit klarkommen.
Aber das tat sie nicht: Schon die Zündung scheiterte zweimal, und dann qualmte und dampfte es aus allen Löchern, aus dem Kaminzugregler und aus der Wartungsklappe des Schornsteins. Der Unterdruck und der O2-Wert erreichten nie die Sollwerte. Dabei waren sowohl der Seniorchef der Heizungsfirma als auch der Servicetechniker des Herstellers. Die kamen dann mit Erklärungen wie: "Der Kamin ist ja ganz kalt" oder "das Material ist einfach zu nass". Die Abnahmemessung konnte dann auch nicht stattfinden weil die Heizung nie in den Normbereich kam. Die Heizung lief dann über ein paar Stunden, qualmte die ganze Etage voll und ich habe das Zeug auch über Stunden eingeatmet bis ich sie abgestellt habe, ich musste sie ja auch alle paar Minuten manuell beschicken.
Am nächsten Tag als ich dann alleine in meinem Arbeitsmodus agieren konnte habe ich mir die Sache dann nochmal gründlich angesehen. Zum einen waren die Dichtungen der Serviceklappen völlig hinüber. Aber noch viel schlimmer: Was selbst meine Mutter als Laie vermutet hat, traf zu: Wenn der Kamin nicht zieht, könnte er verstopft sein? Der Schornsteinfeger war zwar im Frühjahr dagewesen und der überschwemmte Teil war in Ordnung. Zuerst habe ich das Querrohr geschaut. Die Heizungsbauer (einer davon war sogar "Anlagentechnikermeister") hatten alles isoliert und die Isolierung natürlich auch über die Inspektionsklappe geklebt. Außen war zwar ein Kreuz aufgemalt, aber was nützt mir das?
Spätestens der Schornsteinfeger muss in einem halben Jahr da ran, also muss man das auch so machen dass man die Klappe einfach öffnen kann. Innendrin lagen nur ein paar Brocken, aber schon die hätte man sehen können als man alles zusammengebaut hat.
Von da aus macht der Kamin zwei 45°-Bögen um durch die Mauer nach außen zu kommen. Dummerweise kam man so einfach da nicht ran, denn wegen des Schornsteinfeger-Monopols darf man den Kamin sowieso nicht selbst reinigen und deshalb habe ich auch keine passende Bürste und von oben bis zur ersten Biegung ist das alleine schon ein Meter. Ich hatte nur die kleine Bürste, etwa einen Meter lang von der vorherigen Heizung. Als ich die samt meinem Arm bis zum Anschlag in den Kamin gesteckt habe konnte ich schon spüren, dass anstelle von festem Blech da unten irgendwas weiches war. Mit etwas Improvisation und einer selbstgebastelten Verlängerung aus Installationsleerrohr und Duct-Tape konnte ich dann soweit alles entfernen: Aus einem Rohrstück von einem Meter habe ich einen ganzen Eimer Asche herausgeholt.
Kein Wunder, dass der Kamin da nicht ziehen kann und völlig unverantwortlich, dass man als Installateur eine Heizung an einen Kamin anschließt den man nicht geprüft hat wenn die Heizung so lange außer Betrieb war und noch überschwemmt. Und selbst wenn es offensichtlich ist dass der Kamin nicht zieht nicht die richtigen Schlüsse daraus zieht und so einen Stuss erzählt von wegen "kalter Kamin". Jetzt spürt man auch bei kaltem Kamin den Zug. Und der Schornsteinfeger muss auch geschlampt haben wenn sich das über die Zeit so da aufbauen konnte, das kann sich unmöglich alles erst seit dem letzten Kehrtermin da abgelagert haben. Wenn man bedenkt dass das Kehrmonopol ja dafür eingeführt wurde um genau so was zu verhindern indem man nur "Fachleute" da ran lässt.
Selbst wenn der Kamin jetzt zieht muss ich trotzdem die Undichtigkeiten beseitigen. Bei den Servicetüren hatte ich zufälligerweise noch passendes Glasgewebeband da, das ich mit hitzebeständigem Silikon befestigt habe. Die Nieten des Türrahmens waren auch wegkorrodiert und die Spezialisten haben das einfach mit vier Blechschrauben befestigt. Die gingen aber teilweise ins Leere weil darunter gar kein Blech zum festschrauben war. Dann halt mit großzügigem Einsatz von Aluminiumklebeband ... alles Murks. Es war zwar mühsam aber den habe ich auch mit Silikon angeklebt und gleichzeitig abgedichtet.
Dieses Problem beseitigt wurde es nicht besser. Die Wassermangelsicherung wurde erst gar nicht angeschlossen, ein Versäumnis vom Servicetechniker und Elektriker.
Dann habe ich die Raumaustragung nochmal neu ausgerichtet, siehe vorheriger Artikel. Da die Federarme etwas nach oben stehen war meine Berechnung nicht richtig und da steckt nochmal ein Kubikmeter drin. Dabei hatte ich meinen Auftragnehmern ausdrücklich gesagt dass mir das größtmögliche Volumen wichtig ist. Dazu musste ich die Bleche an der Durchführung abschrauben und da haben sie auch rumgemurkst, weil sie am Abflussrohr herumgestemmt haben gingen zwei Schrauben ins Leere. Das Getriebe der Raumaustragung sollte mit zwei M12 Schlagankern befestigt sein, einen davon konnte ich per Hand (!!) herausziehen weil er in die Pflasterfuge ging. Dann war das Getriebe gegenüber dem Rest der Trogs verwunden. Nachdem ich das alles gründlich ausrichtet habe habe ich mich um die Wasserleitung gekümmert. Das Schutzblech war komplett beim Ausbau verbogen worden und natürlich hielt das keiner für nötig das zu richten. Ich will aber keinen zusammengestückelten Murks, sondern für mehrere zehntausend Euro eine neue, ordentliche Heizung. Um alles richtig befestigen zu können habe ich das Abflussrohr dann auch mit dem richtigen Gefälle eingemauert, dann halten auch die Schrauben.
Ich habe inzwischen eine große Sammlung von Handwerkermurks-Bildern. Wie wäre es damit:
Der Stecker bei dem der Schutzkontakt bündig abgeschnitten wurde, funktioniert ja auch so ...
Die Abzweigdose mit Lüsterklemme, die verkokelt ist weil jemand die abgesicherten 16A drübergezogen hat während die Klemme nur ca. 6A aushält (es gibt auch Lüsterklemmen die belastbar sind, das steht aber nicht drauf!)
Der Elektriker, der alles nach der Überschwemmung wieder anschließt ohne es zu kontrollieren:
Auf der Heizung waren noch die ganzen Schutzfolien drauf. Derjenige der im Werk die Aufkleber geklebt hat hatte die Anweisung, die Schutzfolie anzuschneiden, an der Stelle abzuziehen und die Aufkleber direkt aufs Blech zu kleben. Er hat nur den Arbeitsschritt "Schutzfolie abziehen" weggelassen - damit kamen die Aufkleber mit der Schutzfolie runter.
Schaltschrank des Aufzugs. Links unten die Inspektionsöffnung eines Fallrohrs. Dübeln wir den Schrank trotzdem da fest. Gleich vier Dübel im Rohr, dauerte einen ganzen Tag das aufzustemmen, auszutauschen und wieder einzuputzen und zu streichen.
Aufzug fertig abgenommen. Nur gibt es da die Öler für die Führung, da gehört normalerweise Öl rein.
Immer ende ich damit, dass Handwerker nach dem Motto "schnell, schnell" in zwei Tagen fertig sind und ich brauche dann nochmal genausolang um ihnen dann hinterherzuarbeiten - dann kann ich es auch fast gleich selbst machen. Wie fatal "schnell, schnell" ist sieht man an dem Luftverkehrsunfall in Teneriffa 1977 - da hatte es die KLM-Crew auch eilig und als Folge starben über 500 Menschen.
Comments
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Johnny Doey on :
Tja, selbst durch irrwitzige Filtereinstellungen das Kommentieren unterbinden und sich dann beklagen, dass niemand mit einem normal kommuniziert... Vermutlich machst du das im realen Leben genau so. Selten jemanden so beratungsresistenten erlebt.
Stephan Brunker on :
Irrwitzig? Man kann es niemandem recht machen. Uneingeschränktes Kommentieren kann ich nicht erlauben, dann werde ich mit Buchstabensalat vollgespammt. Ich hatte es zuerst auf "moderieren", aber das war "Beat" nicht recht. Die Alternative ist ein Filter, der kommentieren erlaubt wenn der Artikel gelesen wurde - in einer übermenschlichen Geschwindigkeit. Ich kann es auch gerne wieder auf "moderieren" zurückstellen ...
Abgesehen davon freue ich mich gerne über eine persönliche Kommunikation, meine e-mail-Adresse steht vorschriftsgemäß im Impressum. Aber dafür muss der Absender natürlich seine Anonymität preisgeben. Kommentare von anonym fallen nicht unter "Kommunikation".