Skip to content

Endlich eine Band - aber es ist bescheuert ein INTJ zu sein

Praktisch unsere ganze Welt wird von der Interaktion der verschiedenen Persönlichkeitstypen bestimmt. Egal ob es Partnerschaften, kleine Gruppen oder ganze Gesellschaften sind, wie die Beteiligten jeweils denken und handeln und warum bestimmt eigentlich schon im voraus was passieren wird.

Ich habe ja vor eineinhalb Jahren aus einer Laune heraus angefangen Schlagzeug zu spielen. Und dann in den einschlägigen Portalen eine Anzeige gepostet dass ich Mitmusiker suche. Der Vollständigkeit halber hatte ich auch noch angegeben dass ich auch Keyboard spiele. Das war so vor 25 Jahren mal mein Traum gewesen als ich mich viel mit Klavier und Orgel beschäftigt hatte, häufiger auf Livemusik gegangen bin und eben unbedingt auch mal oben auf der Bühne stehen wollte.

Was ich aber schon damals als potentielles Problem erkannt habe: herauszufinden was man genau spielen muss ist beim Keyboard ziemlich kompliziert, weil diese Stimme zum einen vielstimmig ist und zum anderen auch noch häufig im Hintergrund. Jetzt wo ich das ganze auch mit Schlagzeug zum Vergleich habe: das ist viel einfacher. Das jagt man einmal durch einen KI-Splitter der den Song in die einzelnen Spuren zerlegt und dann kann man die Schlagzeugspur ziemlich genau einfach hinhören und abschreiben, das geht locker auf einen Sonntagnachmittag.

Und der zweite Teil mit Hintergrund ist mir genauso schon damals übel aufgefallen: auf den Livekonzerten habe ich mich häufiger gefragt warum der Tastenheini überhaupt was macht wenn man ihn nachher im fertigen Mix praktisch nicht hört. Ich habe zu Übungszwecken ein paar von mir am Schlagzeug gespielte Songs wieder mit den restlichen Stimmen zusammengemixt und mir dazu auch eine Digital Audio Workstation (DAW) zugelegt - da gibt es sogar gute die kostenlos sind. Und um zu verstehen wie das geht habe ich mir auch einige Youtube-Videos reingezogen die erklären wie ein guter Mix funktioniert. In der Kurzfassung: gut gemischt sollte man alle Instrumente gut heraushören können. Ich habe das mal bei Summer of '69 probiert und so gut das mit den von der KI gesplitteten Stimmen ging da ein paar von den Methoden angewendet und ich glaube meine Fassung ist in dem Punkt tatsächlich besser als das Original, viel mehr Trennung von Bass, Gitarre und Stimme.

Die Kontaktaufnahme

Ich war also sehr überrascht als ich über die Bandsuche angeschrieben wurde, ob ich nicht Interesse hätte in einer Metalband als Keyboarder mitzuspielen. Als Schlagzeuger hatte sich bis dahin nichts ergeben und Keyboarder sind - genauso wie Bassisten und Sänger - sehr, sehr dünn gesät. Das Genre deckte sich mit melodischem Metal auch recht gut mit meinem Geschmack, auch wenn ich die Songs so noch nicht kannte.

Ich habe dann ein, zwei Tage überlegt und zugesagt. Die Sängerin hat mich sehr nett gefragt, ich ich wollte das auch immer schon mal machen, also warum nicht zumindest probieren? Ich sollte dann drei Songs lernen: Zombie von Bad Wolves, Numb von Linkin Park und Lithium von Evanescence. Wie nicht anders zu erwarten stellte sich schnell heraus dass die Hauptschwierigkeit wirklich darin liegt herauszufinden was man überhaupt spielen soll. Ich hatte gehofft das mit Technik lösen zu können - einen Audio-zu MIDI-Konverter auf die isolierte Pianospur anzuwenden, das hat aber nicht viel geholfen. Ich brauchte auch zuerst noch einen Splitter der mir die Pianospur isoliert, das konnte das kostenlose Spleeter nicht. Nach etwas Recherche bin ich dann bei fadr.com gelandet und mit 13€ pro Monat bei unbegrenztem Volumen ist das auch noch erschwinglich. Die Seite zeigte dann auch noch praktischerweise das Tempo und die Akkorde an, und damit konnte ich mir noch recht gut die Noten von den ersten zwei Songs schreiben. Ich verwende da Capella 2000, das ist zwar auch uralt, funktioniert aber immer noch. Windows ist da erstaunlich rückwärtskompatibel.

Zwei Wochen harte Arbeit

Das Lithium hingegen war eine richtig harte Nuss. Es ist richtig verwunderlich, eigentlich würde man ja denken dass Schlagzeuger diejenigen sind die am wenigsten nach Noten spielen, aber man findet recht viele Schlagzeugtranskriptionen im Netz. Klavier hingegen - extrem dünn. Wenn dann nur Klavierfassungen der Songs, ich brauche aber den Klavierpart in der Bandversion. Als ich dann meine Schwierigkeiten geschildert habe hieß es doch (und das wird noch wichtig) ich solle da nicht so genau sein, es käme da nicht so darauf an und UltimateGuitar hätte eine offizielle Version.

Ich habe die mir auch angesehen, aber im Endeffekt hatte alles was ich finden konnte dasselbe Problem: es war ziemlich schlecht lesbar (Ultimate Guitar als "Tabs"-Notation die ich nicht lesen kann und rechte und linke Hand getrennt!), oder man hat Kreuze in B-Tonarten und nicht gut ausgeschrieben was links und was rechts zu spielen ist. Und noch schlimmer: es war sehr schwer zu spielen und stimmte nicht mit dem Original überein was schon ein kurzer Check ergeben hat. Der Witz an der Sache ist nämlich der, dass die Originalstimme wesentlich leichter zu spielen ist, also lohnt sich das gleich in mehrfacher Hinsicht die herauszufinden.

Ich habe das dann auf die harte Tour gemacht und nach vier Abenden nonstop Arbeit hatte ich meine vier Seiten Klaviernotation von dem Song. Die Band hatte inzwischen umdisponiert und den anderen Bewerber auf den Samstag kommen lassen so dass ich dann eine Woche länger hatte den Song dann auch tatsächlich zu üben. Dann kam noch als nächster Song The Game is Over von Evanescence dazu, der war aber wieder einfach mit nur ein bisschen Athmo (ein paar Glocken und Chor).

Technische Probleme

Ich hatte dann zusätzlich das Problem, nachdem ich meine Instrumente vom Dachboden heruntergeholt hatte: das E-Piano ist zwar bleischwer (32 kg), funktionierte aber noch. Der Synthesizer (Korg Trinity) hatte aber akuten Gedächtnisschwund weil die Batterie für den Speicher nach einem Vierteljahrhundert nichts mehr war. Ich muss den so 1998 gekauft haben. Aber auch da gab es im Internet eine Lösung, die gleichzeitig eine Verbesserung ist: auf der Platine ist eine Standard CR2032, aber mit Lötbeinchen. Die Platine ist aber vorbereitet für einen Knopfzellenhalter, den hat man sich damals nur gespart. Also einen bestellt, der hat dummerweise aber über eine Woche gebraucht (vom Kontakt bis zur Probe war ja bei zwei Wochen). Am Dienstag kam der dann, das Einbauen hat auch prima funktioniert, ich kann ja löten, kein Problem.

Das nächste Problem war die Programmierung. Ich hatte mir auch noch ein USB-Floppy-Laufwerk bestellt weil der damals mit den 3 1/2'' Disketten geladen wurde. Und die meisten Disketten waren sogar auch noch lesbar. Damit und mit dem was man im Internet noch finden konnte (die Dinger sind tatsächlich noch im Gebrauch) hatte ich die Programmierung, nur um herauszufinden dass das Floppylaufwerk auch aufgrund von Alterung den Geist aufgegeben hatte. Eine Reparatur hat nicht funktioniert (wäre auch eine krasse Buschreparatur gewesen wenn man den Gummiriemen durch einen einfachen roten Gummi wie man ihn im Büro so hat hätte ersetzen können), also habe ich sowohl ein neues Laufwerk bestellt als auch - als ich das dann später gefunden habe - einen Floppyemulator der mit einem USB-Stick so tut als sei er ein Laufwerk.

Nach fieberhaftem herumschrauben am Donnerstag und Freitag hatte ich dann tatsächlich einen wiederbelebten Synthesizer.

Warum ich möglichst genau covere

Neben dem erfreulichen Nebeneffekt dass die Originalklavierstimme auch noch leichter zu spielen ist ist das eine rein logische Schlussfolgerung: der Originalsong ist ja populär weil er gut ist (zumindest meistens). Der einfachste Weg einen guten Song zu haben ist deshalb ihn so nachzuspielen wie er ist. Natürlich könnte man eine eigene Version machen, aber das ist gar nicht so einfach dass die dann auch besser und nicht schlechter ist. Und es richtig zu machen ist auch noch Arbeit, also ist genau nachspielen tatsächlich einfacher mit Erfolgsgarantie.

Bis dahin kam ich auch alleine mit dem E-Piano gut aus, das hat zwar nur acht verschiedene Sounds wie Klavier, E-Piano, Streicher und Chor, aber damit kommt man schon ziemlich weit. Zumindest im Digitalzeitalter. Über die DAW kam ich ja auch mit den Plugins in Kontakt und da gibt es gefühlte Millionen davon und davon eine genauso Riesenmenge auch kostenlos. EQ, Effekte, Kompressor, Hall ... es gibt nichts was es nicht gibt. Zombie fängt in der Version mit Klavier solo an (die Setlist ist insgesamt sehr klavierlastig) und das ist ein sehr spezieller Klang. Nach etwas herumprobieren in der DAW kam ich auf einen Vintage Federhall in Kombination mit einem Tiefpassfilter. So was hätte auch mein Synthesizer nicht. Plugins gibt es hingegen schon. Der Song hat mehrere Abschnitte, Nummer zwei mit der Gesangsstimme dazu ist nur leiser, dann kommt ein cleanes Klavier und dann Streicher. Wieder etwas mehr Recherche hat mich dann zu Cantabile geführt, das ist ein Programm das auf meinem Windows-Netbook läuft und auf dem die Plugins laufen. Damit ist man unglaublich flexibel, die Synth-Stimme bei Numb ist zum Beispiel ein E-Piano mit Fuzz-Distortion, Flanger und Federhall.

Noch mehr Technik

Ich habe mir also ein komplettes Rig zusammengebaut: der Sound geht von den Keyboards in meinen XR18 Mixer, der fungiert als USB-Audiointerface. Von da aus in den Computer, durch die Plugins und dann wieder zurück zum Mixer. In der Vollversion von Cantabile (kostet 200€, aber es gibt eine 30-Tage-Testversion) kann man in einem Song unterschiedliche States programmieren (wie zum Beispiel die Umschaltung auf den cleanen Sound) und das habe ich mit einem MIDI-Fußschalter gekoppelt. Später bin ich dann noch hingegangen und habe die Einstellungen für die Keyboards wie der gewünschte Sound auch noch über MIDI damit automatisiert. Toll was heute so geht.

Die Probe

Als Rückversicherung hatte ich von den ersten zwei Songs auch schon mal Demotapes der Band geschickt wo ich das Keyboard eingespielt habe, ich hatte ja schon mal mit Lampenfieber und der Möglichkeit gerechnet dass ich es vom spielen her total versemmele.

Ich habe also am Abend vorher alles auseinandergebaut, in Kisten verpackt und mit dem Aufzug heruntergefahren. Dann am nächsten Morgen eingeladen und dann die Stunde nach Trier gefahren. Das Gebäude war auch einfach zu finden, das ist ein Arbeitsbühnenverleih im Gewerbegebiet. Ich hatte spekuliert dass vielleicht jemand von der Firma mitspielt und sich einen Proberaum dort eingerichtet hat, das war aber falsch. Die Firma hatte wohl überschüssige Büroräume vermietet, auf der Gebäuderückseite war eine Tür und über eine Treppe kam man dann in einen Raum, knapp drei Meter breit und vielleicht fünf lang. Und ziemlich vollgestellt. Davor habe ich noch jemanden getroffen der eine Gitarre aus dem Kofferraum geholt hat und der mir auch noch gesagt hat wo ich überhaupt hin muss.

Ich hatte neben der Sängerin auch Kontakt mit einem Gitarristen und wie sich später herausstellen sollte, dem inoffiziellen Bandleader V. (offiziell sind sie natürlich demokratisch). Mit dem habe ich auch gechattet und schon da hätte ich skeptisch werden können. Zum einen behauptet er ein Klangfetischist zu sein ("meine High-End-Anlage ist komplett neutral eingestellt"), als ich ihm aber erzählt habe dass ich bei mir die Raumakustik gemessen und die Resonanzfrequenzen korrigiert habe hielt er nicht viel davon. Und auf meine Nachfrage was er denn davon hält digital zu spielen, also die Gitarrensound mit einem Emulator zu machen und wenn man ein elektronisches Schlagzeug hat dann alles perfekt zu Mixen und auf Kopfhörer zu geben statt mit Bühnenlautsprechern zu arbeiten fand er das auch nicht praktikabel. Der Sound von einem voll aufgedrehten 100-Watt-Gitarrenverstärker sei nicht nachzubilden, und sie hätten das früher schon mal probiert und als sie wieder zu den Lautsprechern zurück seien hätten alle ein Grinsen im Gesicht gehabt und es hätte viel mehr Spaß gemacht.

Na gut, ich hatte meine In-Ear-Kopfhörer dabei und zusätzlich noch Ohrenschützer für obendrauf gegen den 100-Watt-Verstärker auf "11".

Ich habe dann also alles in den Proberaum geschleppt und zusammengebaut. Bei so viel Technik und Kabeln hat das ziemlich lange gedauert und ich hatte auch noch das Stromkabel für meinen Mixer zu Hause liegen gelassen. Nach etwas suchen hat sich aber gottseidank ein Ersatzkabel gefunden, sonst wäre ich richtig aufgeschmissen gewesen. Ich hatte mir das alles ja schonmal vorher überlegt und bin recht schnell darauf gekommen dass man für eine Band mit sechs oder sieben Leuten einen 32-Kanal-Mixer braucht. Vorhanden war nur ein MR18, also derselbe 18-Kanal den ich auch hatte. Nur dass ich den günstigeren XR18 genommen habe weil die "Edelversion" außer 200€ Mehrpreis und besseren Anschlussbuchsen keinen messbaren Klangunterschied hatte.

Deshalb hatte ich auch nur ein Stereokanalpaar für meine zwei Keyboards und war froh dass ich mit meinem Mixer aus den zwei Keyboards ein Gesamtsignal mixen konnte. Und dasselbe für den Rückweg, denn ich bekam von den anderen auch nur ein Mono-Monitorsignal, das habe ich mir dann auf meinen eigenen Keyboardsound auf meine Kopfhörer gemischt (der MR18 hat nur 6 Auxausgänge, also höchstens mono für jeden und dann hat man keinen Bus mehr frei).

Gefragt warum er denn nicht die 32-Kanal-Version hat meinte V. so was wie "das muss man sich erst mal leisten können".

Als ich nach einer halben Stunde endlich alles zusammen hatte habe ich mich mal umgeschaut und dann ist mir aufgefallen dass das Schlagzeug immer noch nur halb aufgebaut war und auch niemand dahinter saß. Auf meine Frage hieß es dann der Schlagzeuger hätte abgesagt und der Sänger, der auch Schlagzeug spielt hat a) kein Auto zum Transport und b) sein Übungsschlagzeug gehört ihm nicht, also konnte er auch nicht die fehlenden Teile holen.

Die Probe ohne Schlagzeug war dann - komisch. Einer der häufigen Fehler bei einem schlechten Mix ist ja "Schlagzeug ist zu leise". In dem Fall dann "Schlagzeug fehlt", also noch viel schlimmer. Zumal das Schlagzeug ja die anderen Instrumente vom Tempo her zusammenhält. Die vier Songs wurden dann probiert und es wurde alles mögliche versucht, von einem Metronom für das Tempo bis hin das der Sänger Schlagzeuggeräusche gemacht hat. Meinen Teil habe ich recht ordentlich hinbekommen, aber das Gesamtergebnis war eher mau.

Nach zwei Stunden Probe also dann alles wieder auseinanderbauen, verladen und nach Hause fahren.

Die Rückfahrt

Ich hatte mir ja schon vorher überlegt, dass ich wenn möglich die Finger an den Mix bekommen wollte. Wenn ich schon in einer Band spiele dann will ich auch dass es bei einem Auftritt wirklich gut klingt. Und nach meinen Experimenten müsste das tatsächlich funktionieren wenn man seinen Mixer für jeden Song vorprogrammiert, solange niemand an seiner Lautstärke herumdreht. Gut, wenn V. seinen 100-Watt-Verstärker hat dann strahlt der natürlich auch ins Publikum und das muss man dann korrigieren. Wobei ein großer Teil des Mixes ja darin liegt dass man über den EQ jedem Instrument sein Frequenzband gibt in dem es dominant ist und auf das was direkt aus dem Gitarrenverstärker kommt hat man als Tontechniker ja keinen Einfluss. Insofern ist das schon etwas egoistisch, wenn man seinen eigenen Klang über den Gesamtklang der Band stellt.

Auf der Rückfahrt habe ich dann weiter nachgedacht und jetzt kommen wir endlich zu dem Punkt wo Persönlichkeitspsychologie eine Rolle spielt. Ich bin ja wie viele INTJ ein Sigma-(Alpha) von der Rolle her. Ich habe also wirklich keine Lust der große Zampano zu sein der sagt wo es lang geht. Ich lasse mir aber auch nicht sagen was ich zu machen habe und stehe damit außerhalb der Hierarchie. Nur wenn ich zuschauen muss wie die Dinge aufgrund von mangelnder Führung und Koordination den Bach heruntergehen dann kann ich ich nicht dabei zusehen und greife ein.

Und das war ein typischer Fall. Die Band hat Potential, aber dafür müsste ich sie in die richtige Richtung schubsen. So wie es war könnte ich auf die Dauer da nicht mitmachen. Die Frage die sich dann gestellt hat: wie geht man das jetzt an? Das war ja erst meine erste Probe, wobei ich inzwischen ja bestimmt schon 30, 40 Stunden mit dem Projekt beschäftigt war. Macht man erst mal eine Reihe von weiteren Proben, integriert sich in die Gruppe und kommt dann langsam mit den Vorschlägen daher? Oder macht man das so weit wie möglich heimlich und erst öffentlich wenn man eine Verbesserung vorzuweisen hat? Das war die große Frage bei der ich mir absolut unsicher war.

Der entscheidende Song

Die Entscheidung wurde mir dann weitgehend abgenommen. Die Band hat sich als nächsten Song nämlich Lost in Paradise von Evanescence ausgesucht. Nachdem ich mir den zu Hause angekommen angehört hatte ging bei mir alles auf Rot: zum einen ist das wie Lithium wieder so ein absolut klavierlastiger Song, die erste Hälfte ist praktisch nur Klavier und Gesang, die Band kommt erst im zweiten Teil dazu. Und damit wieder so viel Arbeit sich die richtigen Klaviernoten zu machen und ich war sowieso schon ziemlich überarbeitet.

Und noch schlimmer, wenn man sich die verschiedenen Versionen anhört: der Song hat eben nicht nur Gesang, Klavier und Band, sondern auch noch einen Streicherpart. Schon in der Einleitung nach der ersten Strophe eine wirklich mitreißende Cellostimme. Normalerweise könnte ich die mit dem Synthesizer spielen, das geht aber nicht wenn ich gleichzeitig Klavier spielen muss, ich bin ja nicht Flip der Grashüpfer von Biene Maja (der hat vier Arme). Das war bei Lithium zwar auch so, da ist aber die Streicherstimme mehr Füllmaterial und die kann man zur Not weglassen. Evanescence selbst hat in den verschiedenen Liveversionen mehrere Ansätze: es gibt tolle Aufnahmen wo sie mit einem vollen Orchester spielen, eine Version wo die Amy Lee den Song ganz alleine macht und sich nur am Klavier begleitet und die ist ziemlich mäh. Oder eben die Mitschnitte auf der Tour wo die Streicher vom Band kommen wie das ja viele Bands machen, die komplexen Arrangements von Nightwish funktionieren überhaupt nicht anders.

Ich habe also meine Bedenken geäußert, dass der Song einfach nicht ohne die Streicher funktioniert. Und gleich eine ganze Reihe von Vorschlägen mitgeliefert. Ich habe ja Bassisten gesehen die auch einen E-Kontrabass haben, also könnte der Bassist doch den streichen? Oder mit einem Bogen auf seinem E-Bass? Nein, hat er nicht, kann er nicht. Dann habe ich diese Coverversion gefunden die mich wirklich zu Tränen gerührt hat: da haben sie jemanden genommen der tatsächlich Cello spielt. Genau für so was mache ich das alles.

Ich hatte mich damit schon mal beschäftigt als ich in Youtube die Besprechung eines Films gesehen habe wo es um Außenseiter und einen Bandwettbewerb ging und wo das Mädchen mit einem E-Cello auf dem Wettbewerb auftaucht um mit den Kollegen dann Metal zu spielen. Und ich bin tatsächlich auch über diesen Mitschnitt von Sabaton gestolpert wo sie in Wacken genau das machen, das ist schon krass.

Was ich wollte

Ich habe also vorgeschlagen herumzufragen (bei der Musikschule oder dem städtischen Orchester) ob man nicht jemanden finden könnte, der als Gast dann bei drei Songs mitspielt: eben Lost in Paradise, für Lithium würde ich aus den vorhandene Streicherparts dann eine Cellostimme schreiben und eben Swedish Pagans mit fett Verzerrer. Das wäre für den Cellisten noch ein überschaubares Engagement und weil ja Klassik und Metal viel enger zusammenhängen als man denkt muss es doch Leute geben die beides mögen und so was gerne mal machen würden. Ich habe da die Einstellung das das erst dann nicht geht wenn man alle Klinken geputzt hat und immer noch mit leeren Händen da steht.

Wenn das klappt, dann wäre das natürlich der Hammer. Eine Metalband mit Cello - wo gibt es denn so was (außer in Wacken und das nur einmal)? Da hätte man wirklich etwas was aus der Masse heraussticht, wo man eine Alleinstellung in der ganzen Region hat.

Und bis man den Cellisten hat könnte man ja einfach mit einem Backingtrack proben. Das funktioniert ja so, dass man zu einer Spur mit Metronom spielt (hauptsächlich der Schlagzeuger) und damit synchron zu der zweiten Spur ist auf der die zusätzlichen Instrumente laufen. Das Publikum hört natürlich nur die zweite Spur. Und solange das keine Leadinstrumente sind ist das auch moralisch vertretbar.

Das ist für mich auch nichts besonderes. Beim Schlagzeugspielen habe ich zuerst einfach zu dem normalen vorhandenen Song gespielt. Dann habe ich es zu einer Version gemacht wo die Schlagzeugspur weg war, das war aber sehr schwierig da im Takt zu bleiben. Das Problem ist ja das viele live aufgenommene Songs ein Tempo haben was sich ständig leicht ändert (es sei denn die Band hat zu einem Metronom aufgenommen, das sieht man in der DAW sehr schön). Aber als ich dann herausgefunden habe wie man das Metronom zu dem vorhandenen Song passend macht habe ich mir so eine Spur gemacht: mit der vollen Band, ohne Schlagzeug, dafür mit einem Metronom zur Orientierung. Und damit bekommt man das Gefühl als würde man mit einer richtigen Band spielen.

Vom hören her ist das tatsächlich so dass man selektiv hört: man kann entweder zu der Band spielen und ab und zu hört man dann auf das Metronom ob man noch im Timing ist. Oder wenn es schwierig wird und man stolpert hat man das Metronom um wieder zurückzukommen. Also eigentlich nur positives. Natürlich würde ich gerne live mit Cello und ohne Klick spielen, aber so schlimm ist das andere nicht. Eigentlich sogar so wie Stützräder beim Fahrrad, es hält die Musiker noch mal zusätzlich zusammen.

Ich hätte mir das wohl sowieso für die nächste Probe gemacht wo ich als Klavierspieler auf so lange Passagen das Tempo vorgeben muss, damit ich gleichmäßig spiele. Das hätte nur niemand gemerkt weil das alleine auf meine Kopfhörer gegangen wäre. Dazu muss man noch grundsätzlich sagen dass es einen deutlichen Unterschied zwischen Schlagzeug und Keyboards gibt. Das erstere kann man tatsächlich viel lockerer spielen, selbst mit Noten. Solange man nicht aus dem Tempo kommt spielen kleine Abweichungen da auch keine große Rolle. Am Keyboard eine Taste danebentippen, e statt f? Aua. Es ist viel technischer, und man hat den Kopf viel voller mit anderen Sachen. Genießen ist da nicht, das hatte ich so auch schon bei dem Jazzworkshop wo ich mal mitgemacht habe. Saxophone, Trompeten, Posaunen haben einfach drauflosgejammt, ich wusste nicht wie ich meine Finger überhaupt sortieren soll.

Der Knall

Das ganze artete dann leider in eine Diskussion mit V. aus. Ich habe ja nicht viel verlangt, es waren genauergesagt nur eine Erkenntnis und eine kleine Bitte: das dieser eine einzige Song ohne zusätzliche Unterstützung nicht funktioniert und dass man bei dem einen Song dann die Zusatzstimme vom Band liefert bis sich eine andere Lösung gefunden hat.

Das war aber partout nicht zu machen. Er ist auf alle meine Vorschläge nicht eingegangen, hat behauptet dass sie das nicht können würden und "das man erst als Band zusammenwachsen müsste bevor man so was macht". Es gipfelte in der Behauptung ich könnte es ja nicht wissen weil ich keine Banderfahrung hätte.

Die psychologische Komponente ist eigentlich leicht erklärt: genau wie mein Onkel, der mir vorgeworfen hätte das würde mit mir und dem Schlagzeug nie etwas wenn ich nach Noten spiele, das müsse man "aus dem Gefühl heraus" spielen ist V. genauso ein SJ-Typ der Musik auch nur als Gefühlssache sieht. Und alles durch die Lupe seiner eigenen Erfahrungen. Und das ist irgendwie nachvollziehbar dass so ein Metronomgeticke dem Spielen nach Gefühl entgegensteht.

Und weil V. so etwas wie der ungekrönte Bandleader ist, haben die anderen natürlich seiner Meinung beigepflichtet und sich nicht gegen ihn gestellt.

Und dass ich mich um den Mix kümmere und dafür sorge dass die Band als ganzes gut klingt war natürlich auch nicht gewünscht, weil das auch dem Gefühl entgegensteht. Das ging sogar so weit dass mir vorgeworfen wurde ich würde die Band nur benutzen um meine eigenen Vorstellungen durchzusetzen. Ich hatte sogar angeboten, das Equipment selbst zu beschaffen und zur Verfügung zu stellen (und wir reden hier von ein paar tausend Euro), aber nein. Irgendwie hatten wir das schon mal, wie damals bei der Zeitung. Ich solle gefälligst nur in die Tasten hauen, es muss noch nicht mal halbwegs am Original sein, dann nennt man das eben eine eigene Version. Der Zeitung war damals auch egal ob die Fotos gut oder schlecht sind, Hauptsache die Namen der Personen stehen alle drauf.

Und genauso wenig war gewünscht dass ich meine Fähigkeiten als Musikproduzent einsetze und zusammen mit den anderen eben eigene Versionen schreibe. Ich glaube dass man so etwas nicht einfach so beim Jammen entwickeln kann, dafür habe ich schon zu viel mitbekommen wie Songwriting funktioniert. So ein Song wird Stück für Stück entwickelt und zusammengebaut, da geht richtig viel Zeit darauf ihn möglichst gut zu machen. So was kann man nicht "einfach so nach Gefühl" improvisieren.

Inkompatible Persönlichkeiten

Im Prinzip prallen hier Welten aufeinander, und ich bin ja nicht alleine mit meinem Ansatz. Ich hatte zuletzt noch einen Beitrag von einem Gitarristen/Schlagzeuger gesehen der erzählt hat wie er den aufs Klo gegangenen Schlagzeuger bei einem Song vertreten hat (La Grange von ZZTop) und wie er sich durchgepfuscht hat. Ich habe mir das nicht genau im Detail angehört, aber so daneben war er nicht, er hat aber detailliert dargelegt wie man es hätte richtig spielen müssen. Oder ein anderer der auch für das Spielen nach Noten (auch im Metal!) eintritt weil es vieles einfacher macht und man immer eine Rettungsleine hat (und einfacher Vertretungsleute bekommt wenn man denen nur die Noten in die Hand drücken muss). Dann gibt es Mike Oldfield – auch INTJ – der Tubular Bells alleine zusammengebaut hat und damit einen Megaerfolg hatte. Und wie gesagt, Bands wie Evanescence oder Nightwish spielen grundsätzlich mit Backingtracks weil sich die Musik sonst einfach nicht live auf die Bühne bringen lässt und sonst zu viel verloren gehen würde. Denn zumindest für manche kommt es eben auf das Ergebnis an und nicht auf das Gefühl dabei.

Und das alles zu verwerfen, nur weil es Recherche und keine eigene Erfahrung ist? Käse und unterste Schublade. Aber das hatten wir bei SJs schon häufiger, dass sie krampfhaft nach etwas suchen was man mal gesagt hat (in dem Fall dass ich noch keine Banderfahrung habe) um jemanden damit wehzutun.

Hier stehe ich und kann nicht anders

Damit war für mich der Drops gelutscht. Für mich war ja schon ab der Rückfahrt klar dass ich nicht "einfach so" mitspielen kann. Wenn ich die vielen, vielen Stunden schon investiere (wahrscheinlich auch noch deutlich mehr als die anderen, schon alleine wegen der dreieinhalb Stunden Auf- und Abbau und Fahrzeiten - pro Woche!), dann muss das auch wirklich gut werden und vor allem ich muss eine Perspektive dabei haben. Das ist ja eben Fluch und Segen bei einem INTJ: man kann sich unglaublich reinhängen wenn man ein Ziel vor Augen hat das man erreichen kann. Sobald man aber merkt, dass sich zwischen sich und das Ziel ein Brocken Granit wie V. stellt, dann ist die Luft schnell raus. Vielleicht spielt auch noch eine Rolle, dass ich V. in seiner Rolle als Bandleader bedroht fühlt, das kommt zwischen SJs und INTJs auch häufiger vor.

Wenn man bedenkt was sie alles hätten haben können: jemand der mit ihren Ideen Songwriting macht, der sich um den Gesamtsound kümmert das der perfekt ins Publikum kommt, der auch noch das Equipment selbst beschafft, der Übungs- und Backingtracks erstellt und dabei nicht mal bei der Songauswahl mitreden muss. Und auch sonst kein Interesse hat der Boss zu sein. Aber nein, das "zusammenwachsen als Band" ist wichtiger.

Dabei fiel auch der Satz dass manche der Musiker schon Probleme hätten das Spritgeld und die 20€ im Monat für den Proberaum aufzubringen. Mich wundert inzwischen gar nichts mehr. Ja, als INTJ ist es tatsächlich beschissen weil ich mal wieder mit leeren Händen dastehe, weil ich so einfach nicht gruppenkompatibel bin. Und auch rein gar nichts daran ändern kann weil das gegen die Grundzüge meiner Persönlichkeit geht die Augen zuzudrücken und etwas zu machen was ich für falsch halte. Aber wundert es mich, dass die "richtigen" Musiker finanziell auf dem letzten Loch pfeifen? Nein. Ich kann es nicht genau beziffern, aber ein guter Teil meines Erfolgs hängt eben genau daran dass ich die Dinge so angehe wie ich es mache, da gibt mir der Erfolg einfach recht. Ich mache das nicht leichtfertig, aber 4.000€ für eine Anlage kann ich mir locker leisten wenn das für den Erfolg notwendig ist und ich Spaß damit habe damit herumzuspielen und das Optimum aus der Band herauszuholen.

Lieber kein Pferd als ein geschenkter Gaul …?

Und zwischendurch hatte ich auch noch angeboten, dass man bei mir proben könnte, dann könnte alles aufgebaut bleiben (ich habe ja auch ein Schlagzeug), mehr als genug Platz ist da und ich hätte auch noch einen Transporter um dann alles auf einmal zum Gig zu fahren. Und ich könnte die Zeit produktiver verwenden (das letzte habe ich natürlich nicht gesagt).

Der vielleicht größte Witz ist der, dass bei der Band schon mal das Wort „semiprofessionell“ fiel. Was sie machen ist alles andere als das. Semiprofessionell bedeutet ja, dass man damit Geld verdienen will, nur dass es als alleiniger Job nicht reicht. Dafür muss man aber das persönliche Gefühl hinten anstellen und ergebnisorientiert sein, denn das ist das Produkt was man verkaufen will.

Hobby ist es aber auch nicht, weil man da ständig auf der Sponsorensuche ist wenn man das Hobby sonst alleine nicht finanziert bekommt. Und wenn man schon einen Sponsor hat der eben nur mitspielen will, dann stößt man den nicht vor den Kopf.

Das eigene Gefühl über alles zu stellen kann sich eigentlich nur leisten wer schon eine Doppelplatin-Platte an der Wand hängen hat und wo alle anderen als Bittsteller kommen. Und selbst dann … Queen waren mal in L.A. um eine Platte aufzunehmen und nachdem sie in mehreren Monaten zwei Millionen Dollar auf Kosten des Labels verprasst hatten dann hat das Label auch mal vorsichtig nachgefragt wie es denn mit der Platte aussieht.

Jetzt stehen sie da mit einer extrem klavierlastigen Setlist und ohne Keyboarder, und die sind wirklich schwer zu bekommen. Und sie können noch nicht mal ohne Keyboarder proben weil man dafür ja Backingtracks bräuchte und das war ja genau das worum es ging, nur diesmal dann für alle Songs und nicht nur für einen.

Ich habe die Situation mal zum besseren Verständnis in einen anderen Kontext gestellt: wenn sich bei mir ein Küchenmonteur meldet, der auch noch anbietet außer der Montage (zumindest ordentlich) auch noch die Terminplanung, Abnahmen bei den Kunden und die Reklamationsbehebung macht, neues Werkzeug besorgt und das alles auch noch für lau und ohne Kündigungsfrist. Ich bräuchte die Sachen nur noch zu verkaufen und zu bestellen, um den Rest würde er sich kümmern. Und wenn ich dem dann absage weil sich das zu schlecht anfühlt und dann lieber niemanden habe. Das ist doch wirklich nur: total bescheuert.

Klar, für mich ist das auch nicht toll, ich habe ein paar hundert Euro in Equipment investiert und ein paar Dutzend Arbeitsstunden. Aber bevor ich den Aufwand weiter treibe, jede Woche Samstags nach Trier fahre (und normalerweise würde ich Samstags arbeiten und Geld verdienen) und das alles ohne das umzusetzen können was ich mir vorstelle? Dann lieber nicht. Man kann das ständig beobachten, speziell in Bezug auf Beziehungen: da wird sich verliebt und im Sturm der Hormone werden faule Kompromisse eingegangen und Dinge ignoriert die langfristig gegen die eigene Persönlichkeit gehen. Und was passiert? Genau das: die faulen Kompromisse kommen früher oder später als Boomerang zurück und es knallt dann nur später, mit den ganzen üblen Konsequenzen und dem Drama das damit verbunden ist.

Das ist zwar alles nicht toll, aber dann verzichte ich lieber und erspare mir das Drama was sonst unweigerlich gekommen wäre, eben dann nur später. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende, wie das Sprichwort so schön sagt.

Wie ich es machen würde

Ich hatte mir das auch alles schon überlegt, ich hatte auch schon eine Wunschliste im Musikladen. Die Hauptkomponenten wären ein X32 Rack (wenn man keinen Tonmann hat braucht es auch kein großes Pult mit vielen Knöpfen) und eine zusätzliche SD16 Stagebox. Beides hinten rechts bzw. links auf der Bühne, mit einem Cat6-Kabel verbunden. Damit hat man insgesamt sehr kurze Kabelwege vom Schlagzeug und den Keyboards. Den Monitormix macht man dann in umgekehrter Richtung mit PM16 Monitormixern für jeden auf die In-Ears, wo sich jeder selbst sein Signal aus einem Bus mit 16 Kanälen zusammenmischen kann, natürlich auch in Stereo. Und natürlich auch ein Paar Mikrofone ins Publikum für den Raumklang und die Rückmeldung für die Musiker.

Die Proben hätte ich dann auf allen 32 Spuren parallel mitgeschnitten und dann den Mix zuhause gemacht für jeden Song. Und mit der Software (und einem neuen gebrauchten Laptop) hätte ich dann automatisiert für den Song den richtigen Mix (inklusive Effekte) geladen und nötigenfalls auch per MIDI Änderungen per Fußtritt ausgelöst, wie zum Beispiel ein Boost beim Solo. Man muss den Leuten nur Striche an die Gain-Regler machen damit sich das zwischendurch nicht ändert. Aber sonst? Als ich das mit dem Schlagzeug gemacht habe hat das auf Anhieb gepasst, wenn man eine zweite Aufnahme mit den Einstellungen der ersten gemacht hat.

Und es wundert mich auch nicht mehr warum bei so vielen Livekonzerten der Mix so schlecht ist. Wenn sich der Tontechniker und die Band nicht kennen, wie soll der denn wissen was alles kommt und wie das klingen muss? Mein Ansatz wäre da komplett autark gewesen (notfalls hätte ich auch noch die passenden Boxen springen lassen) und man hätte den perfekten Sound hinbekommen. Vor allem wenn man die Gitarristen und das Schlagzeug auch noch auf digital umgestellt hätte dass von der Bühne der Sound nicht verfälscht wird und man extrem flexibel dabei ist wie Gitarre, Schlagzeug & Co für den jeweiligen Song klingen müssen. Gerade die Gitarristen (V. eingeschlossen) sind ja auf der unendlichen Suche nach „ihrem“ perfekten Sound („an meiner Gitarre ist nichts mehr original“). Das ist nur Blödsinn wenn man Cover spielt, gleich in mehrfacher Hinsicht: zum einen klingen die Instrumente aus verschiedenen Zeitperioden, Stilen und Bands extrem unterschiedlich und das muss man berücksichtigen. Wenn bei einem Song der im Original eine Snaredrum hat die „Wummpf“ macht stattdessen jedesmal ein „Peng“ zu hören ist ist das einfach nur grässlich. Beides hat seinen Platz, aber man kann nicht alles in einen Topf werfen und im 21. Jahrhundert ist das auch alles einfach machbar, mit digitalem Schlagzeug und Amp-Simulation sich den passenden Sound für den Song zusammenzubauen.

Und zum anderen ist eine Band ein Gemeinschaftsunternehmen. Jedes Instrument hat seinen Platz und der Klang muss sich zum Gesamtklang zusammenfügen. Alleine die Tatsache ob man einen männlichen oder weiblichen Sänger hat verändert den Mix der anderen Instrumente. Jetzt wo das einfach geht bietet es sich an, das für jeden Song einzeln abzumischen, zu speichern und abzurufen – und damit ist man automatisch besser als der Löwenanteil der Party-Cover-Bands. Wenn man beim Soundcheck dann die Raumakustik einmisst und das in der Verstärker-Signalkette korrigiert muss das doch funktionieren, so falsch kann das alles nicht sein. Wenn der Saal voll ist dann ändert sich der Wissenschaft nach nur die Gesamtlautstärke und ein klein wenig der EQ (Publikum macht Krach und schluckt die hohen Frequenzen). Das kann man leicht nachkorrigieren.

Großartig Soundcheck braucht es dann nicht, solange jeder seinen Lautstärkeknopf da lässt wo er ist und dieselben Einstellungen wie bei den Proben verwendet. Das wird einem klar wenn man Keyboards spielt und bei jedem Song sowieso alles komplett neu einstellen muss, mehr als jedes andere Instrument ist da von Lead Solo bis dezenter Untermalung alles dabei. Wenn man das nicht reproduzierbar macht dann kommt man in Teufels Küche. Und für alle anderen ist das genauso wichtig, ein Teil der typischen Rückkopplungsschleife liegt ja darin, dass die Musiker mit eigenen Verstärkern auf der Bühne sich nicht richtig hören und ihre Lautstärke immer höher drehen. Woraufhin sich der nächste nicht mehr hört und dasselbe macht. Also Finger weg, darf jeder stattdessen an seinem Personal Mixer drehen wie er lustig ist. Und gerade bei kleineren Auftrittsorten fällt damit auch die Lautstärke vom Verstärker (und Schlagzeug) weg die man sonst gar nicht über die PA verstärken kann / muss / darf. Volle Kontrolle eben.

Fazit

Ja, als INTJ ist man auf der ständigen Suche nach dem großen Gesamtbild, den Zusammenhängen und wie man alles verbessern und optimieren kann. Information die aus ungezählten Quellen zusammengetragen und mit eigenem Experiment verifiziert worden ist (ich habe auch schon Gitarrensolos programmiert und gesungen, das fehlte noch, nur um auch zu wissen wie das funktioniert). Das einzige Problem ist nur das man zwar für alle nur das Beste will, aber aufgrund der unterirdischen Kommunikationsskills das nicht so rüberbringen kann.

Wie das so schön in einem Video über INTJ hieß: „INTJ haben diese Mentalität: Alles oder nichts, Volldampf voraus, sich sich von nichts dabei abhalten lassen ihre Ziele zu erreichen.“ Da ist das ja irgendwie klar dass das mit einer Gruppe die mir dabei Steine in den Weg legt einfach nicht funktionieren konnte.

Es gibt zwar eine Reihe von INTJs, aber meistens haben die sich in Bands zusammengeballt. Bekannte Beispiele sind Linkin Park, The Who, Queensryche, bei denen dann gleich mehrere INTJ friedlich und produktiv zusammengearbeitet haben. Ansonsten funktioniert das nur wenn man dem INTJ die Möglichkeit gibt seinen Weg zu verfolgen wie bei Pink Floyd wo Syd Barrett (ENFP) durch David Gilmour (INTJ) ersetzt wurde und sich damit der Weg zum Millionenerfolg frei gemacht hat.

Am Ende alles einfach nur traurig, weil es dann wohl nichts wird. Der letzte Song den ich gerade fürs Schlagzeug lerne ist „Hard Rock Hallelujah“, mit dem Lordi 2006 den ESC gewonnen hat. Nachdem ich mir bei allen Songs inzwischen die Jahreszahlen dabeigeschrieben habe: für die klassische Rockmusik war der Höhepunkt wohl in den 1980er Jahren, unglaublich wie viele Hits da produziert wurden die heute noch jeder kennt. Und nicht zu vergessen dass da nebenher auch noch die Neue Deutsche Welle lief. Und 2006 war dann gleichzeitig der Höhe- und Schlusspunkt: dass man mit einer solchen Hard Rock / Metal – Nummer den ansonsten biederen ESC mit großem Abstand gewinnen kann – und danach die Rockmusik zu Grabe getragen wurde. Hat es früher eine Vielzahl an lokalen Bands gegeben die Rockmusik gemacht haben (teilweise sogar mehrere in einem Ort wie Willwerath), so ist das jetzt auf zwei oder drei im ganzen Eifelkreis geschrumpft und die haben auch noch latente Probleme mit Mitgliederfluktuation. Die Zeiten haben sich leider drastisch geändert, Covid hat alles noch beschleunigt und Musik ist nur ein Symptom davon.

Trackbacks

No Trackbacks

Comments

Display comments as Linear | Threaded

No comments

Add Comment

Standard emoticons like :-) and ;-) are converted to images.
E-Mail addresses will not be displayed and will only be used for E-Mail notifications.
Form options

You can also subscribe to new comments without writing one. Please enter your email address down below.