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Brennende Gitarren

Jimi Hendrix ist ja unter anderem dafür berühmt geworden dass er seine Gitarre zertrümmert, mit Benzin übergossen und angezündet hat. Wenn ich meine Gefühle hätte ausleben können dann hätte ich das kürzlich auch gemacht, nur mit einem Bass. Aber gehen wir zurück zum Anfang: man darf nie unterschätzen welche Gabe Ignoranz mit sich bringt: eine Glückseligkeit die der Tatsache entspringt dass man einfach nichts weiß.

Im Zuge meiner musikalischen Ambitionen habe ich mich hingegen mit Recording und Mixing beschäftigt. Wie das für einen INTJ typisch ist ging das nicht so weit das dass ich ein Experte hätte werden wollen, aber es reicht um eben die Grundzüge verstanden zu haben nachdem man sich ein paar Stunden Youtube-Tutorials reingezogen hat.

Die Probleme fangen dann an wenn man dann auf Musikveranstaltungen gehen will wo jemand am Mischpult sitzt der dann noch deutlich weniger Ahnung davon hat. Und das ist mir gleich zwei Mal kurz hintereinander passiert und es ist einfach nur - traurig. Nummer eins war das Sommerkonzert des hiesigen Musikvereins (mit Band!), ein groß aufgezogenes Konzert mit über 50 Mitwirkenden. Wegen der Witterung fand das dann zwar Indoor statt, das kann aber keine Entschuldigung dafür sein dass der Mann am Pult von dem Tipp "Cut the Toms between 200 and 400 Hz" noch nie was gehört hat. Ich habe mein Gehör (noch) nicht darauf trainiert, störende Frequenzen genau zu erkennen, aber das hier war so was von störend und offensichtlich, gerade die Toms vom Schlagzeug dröhnten im besagten Frequenzbereich alles nieder. Der Gesang war auch äußerst ungünstig abgemischt (eben auch mit dieser tiefen Dröhnung) dass der Text praktisch unverständlich war, es war viel zu viel Dynamik drauf und so weiter. Dann hat man Mikrofone im Orchester, hat die aber horizontal ausgerichtet dass man eben nicht nur die einzelnen Instrumentengruppen abnimmt. Und dann sind die Flöten natürlich zu leise. Es war so grausam dass ich es nicht ausgehalten habe und gehen musste. Und das ist einfach nur furchtbar traurig: da haben 50 Leute sicherlich lange und intensiv für den Auftritt geübt und eine einzige Person macht dann alles zunichte.

Es kann auch sein das das Problem mit Raumresonanz zu tun hatte, aber das ist keine Entschuldigung: ein guter Toningenieur sollte seinen Raum vorher ausmessen und die Lautsprecheranlage zuerst mal drauf abstimmen bevor er überhaupt was anderes darauf schickt.

Gerade mal eine Woche später dann die nächste Erfahrung, diesmal Open-Air mit einem "professionellen" PA-Verleiher. Die Band war Strange Brew aus Trier - und hier war genau dasselbe Problem, nur eine Oktave tiefer, in der Region von besagtem Bass. Der alles niedergedröhnt hat. Was wahrscheinlich zusätzlich zu dem Problem beigetragen hat war dass die Band im klassischen Stil mit Verstärkern auf der Bühne gespielt hat - damit raubt man dem Mann an der PA deutlich an Möglichkeiten solche Probleme in den Griff zu bekommen. Nachdem das ja heute alles technisch kein Problem ist: dem Sound zuliebe sollte man einfach darauf bestehen dass die Musiker direkt über einen Amp-Modeler in die PA gehen, da kann man so was ziemlich einfach sortieren. Und bringt das Publikum nicht in Versuchung, den Bassisten mit seinem Instrument zu erschlagen und die Überreste einzuäschern. Klar habe ich das auch nicht ausgehalten.

Das ich mit meinem Höreindruck nicht so falsch lag hat sich beim Altstadtfest danach gezeigt, auch wenn es nur fünf Songs waren: beim ersten Song war das Dröhnen auch wieder da, aber der Mann am Pult hatte wenigstens Ohren und Ahnung und hat sich prompt darangegeben das zu beheben und beim nächsten Song war es weg. Und hier haben die Musiker direkt in die PA gespielt. Was ich aber nun überhaupt nicht verstehe und was auch zu meinem Unmut beigetragen hat nur fünf Songs gehört zu haben: der Auftritt hing eine ganze Stunde hinter dem Zeitplan. Und es hat eine gefühlte Ewigkeit gedauert bis jeder der Musiker mit seinen Wünschen an den Monitormix durch war "der Schlagzeuger hört gar nix" "ich brauche noch mehr Keyboard". Wenn man eine PA-Anlage hat wo alleine das Allen & Hearth Mischpult über 14.000 Euro kostet, dann sollte man sich die Personal Mixer für 600 das Stück auch leisten können, dann kann sich jeder seinen Mix selbst machen und das geht dann viel schneller weil eben parallel. Ich habe es mir angeschaut, die Dinger sind wirklich einfach zu bedienen. Ich würde ja Behringer PM-16 nehmen weil es einfach günstiger ist, die Edelvariante ist aber wirklich komfortabler.

Ich bin zwar immer noch am überlegen und würde es wirklich gerne ausprobieren ob das in der Praxis geht: sich den ganzen Soundcheck zu sparen und als Band mit eigenem vorprogrammierten Mixer am Set zu erscheinen. Zumal wenn man mit E-Drums und Modelern spielt und man von Song zu Song einen deutlich unterschiedlichen Klang hat. Programmiert man alles vor kann man das Setup für jeden Song im Studio optimieren. Und dann bleibt eigentlich nur noch die PA auf den Raum abzustimmen damit der Sound so neutral rauskommt wie er rein geht, das müsste eigentlich gehen. Jemanden für die Feinabstimmung zu haben wäre sicher nett (kann ja sein dass jemand an seinem Outputregler gedreht hat), aber das grobe müsste damit eigentlich getan sein. Die Frage ist nur ob ich jemals dazu komme das auszuprobieren.

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