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So geht man nicht mit dem Material um

Wenn wir schon über ISTP reden:

INTP Personality Type from 16personalities.com

Im vorherigen Artikel habe ich geschrieben wie ein ISTP seiner inneren Logik folgend das für ihn persönlich kurzfristig vorteilhaft erscheinende gemacht hat und mich in der Tinte hat sitzen lassen. Aber vielleicht geht mit dem ISTP auch die Hauptquelle anderen Übels. Der Mann hat zwar ausgesprochen schnell montiert, aber wie der Titel sagt: Er ist dabei alles andere als zimperlich mit dem Material umgegangen. Aber das ist eben auch die Folge dieses sehr kurzfristigen Denkens. Wenn ich auf Montage unterwegs bin und etwas ist an meinem Werkzeug nicht in Ordnung, dann behebe ich dass sofort wenn ich wieder zurück in der Firma bin. Alles was man dabei hat, dient ja einem Zweck und wenn es fehlt oder diesen Zweck nicht mehr erfüllen kann dann steht man dumm da wenn man es in der Zukunft nochmal braucht. Es sei denn, man ist ein ISTP und murkst dann eben mit dem Rest den man vor der Nase hat was zusammen.

Aber wirklich: für was hat man diese Stechbeitel verwendet dass sie so aussehen?

verbogener Stechbeitel
verbogener Stechbeitel
weggebrochene Schneide
weggebrochene Schneide
total stumpfe Schneide
total stumpfe Schneide

Ich habe die Dinger dabei wenn ich etwas sauber abstechen oder abschneiden will und deshalb sind sie auch sauscharf geschliffen und wenn sie durch Gebrauch leiden werden sie sofort nachgeschärft, sonst taugt das nix. Auf den Dingern auf den Bildern kann man ja nach Rom reiten, so stumpf sind die. Und der 10er wurde wohl mal als Brechstange verwendet, ich habe noch nie gesehen dass man die Dinger tatsächlich verbiegen kann. Der Ausbruch in der Schneide könnte von der Verwendung als Nageleisen stammen ... Leute: wenn ihr ein Nageleisen haben wollt, ich habe vom letzten Abriss mehrere in meinem Werkzeugdepot. Ihr müsst es nur sagen ...

Werkzeug nützt nur was wenn es auch scharf ist. Im Moment mache ich wieder eine Serie Modellflugzeug-Spinner aus Aluminium und da schärfe ich meine Bohrer sogar alle fünf Löcher nach, denn nur dann funktioniert der Späneabfluss aus den tiefen Löchern gut. Ich habe jedenfalls mal das Werkzeug auf dem Lieferwagen durchgesehen und mir eine Liste gemacht mit dem was fehlt oder beschädigt ist. Die Rohrzange ist jedenfalls weg und der Anschlag am Hobel auch, überhaupt ist selten verwendetes Maschinenzubehör da sehr gefährdet. Bei der Tischkreisssäge fehlt die Feststellschraube der Blattverstellung und an der Handkreissäge auch. Die Bohrerkassette (die die Leute eigenmächtig zu einem Schweinepreis bei Würth beschafft haben) ist wie beim Zahnarzt: Stumpf, abgebrochen, fehlt, ... und die Werkzeugtasche sieht auch nicht viel besser aus:

Werkzeugtasche ramponiert
Werkzeugtasche ramponiert

Zum Vergleich die auf meinem Auto:

Werkzeugtasche gepflegt
Werkzeugtasche gepflegt

Natürlich wurde diese weniger benutzt, aber man muss bei manchen Sachen schon Gewalt anwenden dass sie so kaputt gehen. Manches ist noch in einem Top-Zustand, aber das spricht stark dafür dass es nie benutzt worden ist. So habe ich in alle Werkzeugtaschen eine Taschenlampe gepackt, denn damit kann man am gründlichsten prüfen ob die Wasser- und Abwasseranschlüsse in Ordnung sind. Die ist noch so gut wie neu weil sie tief unten in einer Vorratsschublade im Auto liegt. Dafür habe ich immer wieder Reklamationen wegen tropfendem Wasser im Spülschrank. Bei meinen Werkzeugtaschen ist übrigens alles immer gleich sortiert, so sehe ich auf Anhieb wenn mal wieder jemand anderes unterwegs war und was verloren hat. Und ich kann die Sachen praktisch blind greifen.

Was mich eben nur wundert ist: Warum hat er sich nicht getraut zu sagen dass er was verloren hat damit ich Ersatz beschaffe? Stattdessen wird lieber mit dem verbleibenden Rest weitergearbeitet.

Oder auch so ein Fall: Ich habe auf meinem Auto die Kantenfräse von Makita. Als ich heute eine Spülmaschine nachgeliefert habe und ich dafür die Sockelblende 5 mm in der Höhe ausklinken musste habe ich überlegt wie das am Besten geht. Und habe dann einfach eine Wasserwage als Anschlag mit zwei Schraubzwingen an die Sockelblende geklemmt und daran vorbei sauber weggefräst. Meine Monteure hätten wahrscheinlich einfach die Stichsäge genommen da sie weder eine Oberfräse haben noch eine haben wollen und eben auch nicht benutzen würden wenn sie eine hätten. Es gibt zwar ein Abdeckprofil für den Schnitt, aber so viel deckt das auch nicht ab. Vielleicht kann man auch die Tauchsäge mit der Schiene nehmen, aber so gut funktioniert das auch nicht und man muss die Enden des Schnittes auch nacharbeiten. Aber das ist eben der Unterschied von INTJ zu ISTP: Letzterer nimmt eben das was er gerade hat und was irgendwie funktioniert. Ich plane vorher und nehme das was am einfachsten geht und das beste Ergebnis liefert, auch wenn es etwas länger dauert. Sich quälen und dann noch Murks haben nützt nix, selbst wenn es schnell geht. Wenn sich nämlich jemand findet der den Murks reklamiert, dann wird es teuer und dauert dann viel länger (Die eins-zwei-drei-Regel: Einmal falsch, Doppelter Ärger, dauert drei Mal so lang es wieder in Ordnung zu bringen)

Und zu guter letzt noch die (rhetorische) Frage: An jedem Akkuschrauber ist eine Drehmomentbegrenzung dran. Wie beim Kochen muss man nur einmal für die verschiedenen Anwendungsfälle die richtigen Stufen kennen und dann kann man einfach voll draufhalten bis es durchrutscht. Nur warum verwenden "richtige" Monteure die Dinger nie? Und verderben mir noch meine Neueinsteiger damit die das dann übernehmen (scheint wohl ein Initiationsritus zu sein)? Ich bekomme jedesmal das kalte Grausen wenn ich höre wie eine Schraube eingedreht wird bis es "rrrrrt" macht weil der Bit aus dem Kreuzschlitz springt. Bei Torx kommt nach fest gewöhnlich los weil der nicht nachgibt. Oder wenn weder Schraubenkopf noch Material nachgeben dann wird der Kopf halt ins Bodenlose versenkt. Ich habe auch schon die Impulstechnik gesehen wo zum Ende hin stückweise gedreht wird um die Schraube eben nicht zu überdrehen. Das ist dann aber tatsächlich langsamer als wenn man mit Volldampf drehen kann bis es eben automatisch stoppt. Ich hatte da ein Bett wo über 200 Schrauben in MDF gedreht werden mussten, bei der Menge muss die "richtige" Methode auch einfach schneller sein, zumal sie dann auch alle mit dem gleichen Drehmoment angezogen sind ...

Ich kann es auch nicht haben wenn meine Maschinencontainer eine Bodenfüllung aus Sägemehl haben. Das lässt sich nicht ganz vermeiden weil aus den Maschinen immer etwas herausrieselt, aber ich sauge die regelmäßig aus. Und unten zwischen dem Sägemehl findet man dann so etwas wie dieses schöne Spezial-Stichsägeblatt für den patentierten Kurvenschnitt:

verbogenes Stichsägeblatt
verbogenes Stichsägeblatt

Als Symbolbild dieser Schraubendreher:

verkleckerter Schraubendreher
verkleckerter Schraubendreher

Klar benutze ich meine auch schon mal um verstopfte Silikonspritzen frei zu bekommen … dann macht man das aber nachher sauber. Ich verwende im Moment eine über 20 Jahre alte Kartuschenpresse, da musste ich aber schichtweise den alten Kleber abkratzen.

Und noch zu guter letzt ein Blick ins Führerhaus:

verdrecktes Führerhaus
verdrecktes Führerhaus

Eigentlich ist es ein Wunder, dass meine zwei ihm untergeordneten Monteure noch nicht Reißaus genommen haben. Ich würde das nicht auf die Dauer durchhalten und jedesmal wenn ich ihn gezwungenermaßen mit meinem Werkzeug habe fahren lassen blieb mir nichts anderes übrig als alles durchzusehen und wieder in Ordnung zu bringen.

Als Bonus habe ich noch den Kreissägenanschlag, der mehr als einen Unfall erleben musste:

Kreissägenanschlag mit "Gebrauchsspuren"
Kreissägenanschlag mit "Gebrauchsspuren"

So lange er einer meiner wichtigsten Mitarbeiter war, habe ich nie etwas gesagt. Aber wenn er mir schon so vor den Kopf stößt dann gibt es Dinge, die sich dann halt wieder den Weg an die Oberfläche bahnen.

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