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Nostalgie: World of Warcraft

Als es aktuell war habe ich es niemandem erzählt, aber von 2007 bis Anfang 2010 habe ich recht intensiv World of Warcraft gespielt. Darauf gekommen bin ich wohl über einen Artikel von Zukunftsforscher Mathias Horx im P.M. Magazin wobei er wohl falsch lag dass die Online-Rollenspiele gesellschaftliche Bedeutung gewinnen würden. Was absolut stimmte ist die Austauschbarkeit der realen mit der Online-Welt: mit anderen Worten: Die Erlebnisse online mit den real existierenden Mitspielern waren genauso real wie die Wirklichkeit. Aus heutiger Sicht: ich bin natürlich an das Spiel genauso herangegangen wie das für einen Tausendsassa-INTJ zu erwarten war und die Probleme waren dieselben wie im "Real Life" auch.

Was auch noch zu erwähnen ist, dass ich eben über das Spiel noch viel Kontakt mit meinem Bruder hatte - dass er schon damals fast 500 Kilometer entfernt in Eichstätt studiert hat war ja online kein Problem. Wir haben sozusagen damals viel zusammen erlebt.

Straßenszene am Marktplatz in Sturmwind
Straßenszene am Marktplatz in Sturmwind

World of Warcraft war oder ist (schon lange nichts mehr gehört) ein Fantasy Multiplayer Onlinespiel, zuerst ging es von Level 1 bis 60, dann habe ich noch zwei Erweiterungen bis 70 und 80 mitgemacht. Es gab ursprünglich acht Klassen und so wie ich das gesehen habe, Spezialisten: Krieger (Tank - der die Schläge einsteckt), Priester (Heiler), Magier (Zauberschaden), Schurke (physischer Schaden), dann die Allrounder: Paladin und Druide sowie die Solo-Klassen Hexenmeister und Jäger. Und natürlich bin ich nicht den "normalen" Weg gegangen mit einem einzigen Hauptcharakter. Nein, ich wollte wie mit allem anderen auch (Introverted Intuition lässt grüßen) den Gesamtüberblick über die Spielmechanik.

Deshalb habe ich gleich vier Charaktere parallel gespielt: Barbarix, einen Zwergen-Krieger als Tank:

Zwergen-Krieger: Barbarix
Zwergen-Krieger: Barbarix

Sigyn, eine Gnom-Magierin für den Schaden (ein Wunder dass der Name noch frei war)

Gnomen-Magierin: Sigyn
Gnomen-Magierin: Sigyn

Hypharchos, einen Menschen-Priester als Heiler:

Menschen-Priester: Hypharchos
Menschen-Priester: Hypharchos

und Eryna, eine Elfen-Druidin die so geskillt war dass sie alles machen konnte:

Elfen-Druidin: Eryna
Elfen-Druidin: Eryna

Passend dazu hatte mein Bruder einen Paladin (Helgoth), eine Schurkin (Cathyra), eine Hexenmeisterin (Lisian) und eine Gnomen-Kriegerin (Silecia), damit hatte man jede Menge gut funktionierender Kombinationen.

winziger Gnom steckt die ganze Prügel ein
winziger Gnom steckt die ganze Prügel ein und ich halte ihn am Leben

Denn: alleine Leveln - wenn man eben keinen Hexenmeister oder Jäger hat - macht nicht unbedingt Spaß. Mit dem Priester war es glaube ich am schlimmsten, weder hat man richtig Schaden gemacht noch hat man was ausgehalten. Mit dem Krieger ging es noch, da konnte man im Tank-Modus einfach eine Menge Gegner ziehen und die solange Tanken bis die irgendwann alle umgefallen sind. Kein Wunder mit all der Rüstung. Mit der Magierin hat man zuerst einen fetten Pyroschlag herausgehauen und dann solange Feuerbälle hinterher dass die Gegner schon ziemlich angesengt waren bis sie mir an den Stoff gehen konnten. Außerdem: wer will schon alleine -zig Stunden vor dem Computer hocken, in der virtuellen Wüste herumlaufen und nonstop irgendwelche Monster killen? Vor allem weil die Quests meistens nach dem Motto: Töte davon 10 oder erbeute davon fünf ... waren. Manches haben die Spielentwickler aber nett gemacht, es gab Humor wie "Ogerkopf auf einem Pfahl = Party!" oder "Töte Kapt'n I-glu" oder auch die Szene in der Instanz die die Szene mit dem Medallion und dem Stab aus "Indiana Jones - Jäger des verlorenen Schatzes" zitiert hat.

Erinnert an Jäger des verlorenen Schatzes
Erinnert an Jäger des verlorenen Schatzes

Die Gruppenerlebnisse waren real. Soweit möglich wollte man ja Instanzen machen, also Dungeons wo man mit einer Fünfergruppe hineingegangen ist weil es da ja die guten Belohnungen gab. Aber genauso frustierend war auch die Suche nach Mitspielern. Und wie oft haben sich Mitspieler verdünnisiert wenn es nicht so gut lief und mal wieder alle gestorben sind. Dann musste man raus und Ersatz suchen und bei den ewig langen Instanzen wie Gnomeregan ging das ab einem gewissen Punkt überhaupt nicht weil die Gegner wieder respawned sind. Oder ich erinnere mich an Maraudon, auch so eine ewig lange Instanz mit mehreren Stunden Spielzeit.

Tanken in Maraudon
Tanken in Maraudon

Dazwischen gab es ein Item mit dem man in der Mitte weitermachen konnte und es hat praktisch nie geklappt dass die Verabredung für den nächsten Tag (zwei Uhr morgens oder war es noch später?) zum weitermachen auch funktioniert hätte. Ich glaube, zwei Uhr war meine Deadline, die Erfahrung lehrte dass man dann noch gut einschlafen konnte - war man über den Punkt drüber wurde es gräßlich. Die Spielentwickler haben an der Gruppensuche auch ständig herumentwickelt. Mussten ursprünglich noch zwei (oder drei?) Mitspieler wirklich zum Instanzeingang laufen um dann den Rest herbeibeschwören zu können, den man über den "Suche nach Gruppe"- Chat ständig beworben hat ("Hat jemand Bock auf Todesminen?") so wurde das später immer mehr automatisiert was aber dem ganzen irgendwo den Reiz genommen hat wenn man nur ein paar Häckchen gesetzt hat und irgendwann direkt in die Instanz teleportiert wurde.

Ein paar Sachen sind mir bleibend in Erinnerung geblieben. Wie zum Beispiel der Abend in den Schwarzfelstiefen wo ich mit der Druidin wirklich nacheinander alle drei Positionen bekleiden musste weil die Gruppe ständig auseinandergefallen ist und man froh war überhaupt einen Ersatzmann zu bekommen. Oder den Wipe (alle tot) weil bei der Maus des Tanks oder Heilers die Batterie alle war. Und ich hatte auch damals immer schon das Gefühl, dass es viele Spieler gab die es einfach nicht so hinbekommen haben. Es muss glaube ich auch in den Schwarzfelstiefen gewesen sein wo es vor dem letzten Boss einen riesigen Raum gab durch den man sich in einer bestimmten Zeit durchkämpfen musste um vier Feuer anzuzünden damit die letzte Türe aufging. Ich weiß nicht wie oft ich da drin war, geklappt hat das nur mit einer oder maximal zwei Gruppen. Oder eine Schlachtzuginstanz wo es einen Boss gab der positive und negative Ladungen verteilt hat. Die Taktik bestand darin dass man je nach Ladung auf die eine oder andere Seite gelaufen ist, mit unterschiedlichen Ladungen hat man sich sonst gegenseitig Schaden zugefügt. Und es gab immer Leute die das nicht gerafft haben und deshalb war an dem Boss oft Endstation.

Wie im richtigen Leben auch: es waren alle Sorten von Mitspielern dabei. Was aber auch schon damals nicht geklappt hat: Es gab zwar Gilden, aber eben keine die zu unserer Spielweise gepasst hätte. Mein grundsätzliches Problem dass ich nie Menschen gefunden habe die an Sachen so herangegangen sind wie ich gab es natürlich auch da. Nur zu gerne hätte ich eine permantente Gruppe gehabt die zusammen funktioniert. Aber das wollte nicht. Genauso wie die PvP-Arenen furchtbarer Mist waren. Ich habe mir das nur für die Belohnungen angetan, für einen Sieg gab es drei Abzeichen, für eine Niederlage immerhin noch eins. Anstelle dass man sich eine Taktik überlegt hätte und koordiniert gehandelt hätte sind normalerweise alle wild drauflos gerannt und es war das reinste Chaos. Das hat sich aber nicht geändert, das war später bei World of Tanks oder World of Warships genauso, wenn nicht sogar noch schlimmer. Da verliert man schnell die Lust, denn bei WoW haben ja zumindest die Instanzen mit den Gruppen meistens ordentlich funktioniert. Normalerweise müsste die Seite die sich koordiniert einen haushohen Vorteil gegenüber dem Hühnerhaufen haben aber geklappt hat das nie. Wenn es das gegeben hat, dann eben nie da wo ich geschaut hätte. Mein Lebensschicksal sozusagen.

Festfrieren und wegbomben
Festfrieren und wegbomben

Hmm, lustig war die Situation wo ich mit der Magierin zum Nebeneingang mit dem Raum mit der Flagge gerannt bin und mir stand plötzlich ein weiterer Magier gegenüber. Im PvP hat man seinen Gegner dann erstmal in ein Schaf verwandelt um dann den Pyroschlag anzuheizen der 6 Sekunden (seeehr lang) brauchte. Ich glaube wir haben uns gegenseitig gleichzeitig in Schafe verwandelt und dann genauso gleichzeitig den Pyroschlag gezaubert, keine Ahnung wer danach noch stand. Jedenfalls hat das auch keiner gerafft, dass es sinnvoller gewesen wäre, schnell zu verlieren und damit wenigstens schnell ein Abzeichen zu bekommen anstelle den Kampf ewig hinzuziehen und nachher doch noch zu verlieren.

Mein einziger 40-Mann Schlachtzug
Mein einziger 40-Mann Schlachtzug, das sind eine Menge Leute

Ich war da ja schon fast zehn Jahre lang gelernter Kaufmann. Natürlich war das kein Wunder, dass ich mir meine epischen Reittiere im Auktionshaus verdient habe. Es gab ein Add-On, was das Auktionshaus gescannt hat und eine Datenbank erstellt hat. Damit konnte man die Marktpreise für die Items recht gut ermitteln und sobald man ein Startkapital hatte, hat man systematisch gekauft was billig im Angebot war und hat es dann teurer wieder verkauft. Der ein oder andere Ladenhüter war allerdings auch dabei. Was auch gut funktioniert hatte war billigen grünen Schrott zu kaufen, den zu entzaubern und dann die Essenzen mit einer gewissen Spanne wieder zu verkaufen. Und beim Verkauf eben kanpp unter den Preis der Konkurrenz zu gehen. Eben einmal Händler, immer Händler ;-)

Was auch typisch INTJ ist war der restliche Umgang mit dem Spiel. Natürlich hat man mit einer der Datenbank-Internetseiten gearbeitet, man hat sich informiert was es wo zu erbeuten gab und hat das soweit wie möglich geplant, genauso wie man nachgelesen hat wie die Bosse zu besiegen sind. Oder eben sich einen Satz von Add-ons zugelegt hat mit nützlichen Extras wie eben der Auktionshaus-Datenbank oder einer Statistik für den verursachten Schaden. Da gab es enorme Unterschiede zwischen den Spielern. Und ich fand es immer besser wenn man die Instanzen auf einem Level angegangen ist wo es eine gute Taktik und Koordination gab, das ging später auch flöten wenn man einfach durchwalzen konnte, alles auf einmal gepullt und dann weggemetzelt hat und nur für die Bosse die Taktik kennen musste. Nein - das war auch in den Schwarzfelstiefen - die Gegnergruppen waren so stark dass man froh war wenn man Schurke, Magier und Hexenmeister hatte, dann konnte man einen K.O. schlagen, einen zum Schaf machen und einen Dämon bannen und damit waren von den fünf Gegnern der Gruppe nur noch zwei übrig die man ruhig nacheinander erledigen konnte.

In Rückbetrachtung war es eine schöne Zeit. Später wollte ich das nochmal wiederaufleben lassen und es gab die Klonserver-Projekte wie Nostalrius die einen "wilden" Server für die Ursprungsversion bereitgestellt haben. Soweit ich mich erinnern kann war das der Anfang vom Ende von Blizzard als die den Server dichtgemacht haben.

Und nein: süchtig war ich nie. Ich habe in den drei Jahren zwar viele, viele Stunden vor dem PC verbracht, aber genauso habe ich eben auch von einem Tag auf den anderen aufgehört als es mir zu blöd wurde. Das ist auch so ein Muster, vor ein paar Wochen habe ich diesen Schritt beim Schach gemacht als ich bei 1750 Lichess Rapid monatelang festgesteckt habe und ich keinen Weg gesehen habe wie ich diese Schwelle durchbrechen könnte.

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