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Grinsen wie ein Weihnachtsbaum

oder: Es gibt nicht viel was man mit 5 Minuten Google nicht lösen kann

Dieser Tage kam meine Mutter zu mir. Sie hatte im Internet Gurtband bestellt, zwei Rollen zu je 12 Meter. Geliefert wurde nur eine Rolle.

Rolle mit Gurtband
Rolle mit Gurtband

Deshalb hatte Sie die berechtigte Frage ob da 25 Meter drauf sind. Man könnte das natürlich abrollen und nachmessen, aber das dann wieder so schön aufzurollen ist eine Menge Arbeit. Es bietet sich also an die aufgerollte Länge auszurechnen. Man kann sich die Formeln jetzt selbst herleiten - was dauern würde - oder einfach Google fragen.

Der erste Versuch mit Spirale ging ins Leere - bei einer Spirale wird der Abstand zwischen den Windungen ja immer größer. Aber wie gut die AutoAusfüllen-Funktion von Google ist: mit Länge und aufgerollt kommt Länge eines aufgerollten Kabels berechnen und dann landet man auf dieser Seite:

Online-Rechner für aufgewickeltes Band
Online-Rechner für aufgewickeltes Band

Bingo! als ich meine Schieblehre holen gegangen bin um die Dicke des Gurts genau messen zu können hatte ich ein breites Grinsen im Gesicht. Denn das ist ein Paradebeispiel dafür, wie sehr man sich das Leben mit etwas Cleverness und der Ausnutzung der vorhandenen Möglichkeiten einfacher machen kann. Die Radien gemessen und eingetragen - bei dem Innenradius habe ich nicht Null genommen um allen Division-durch-Null-Problemen von vornherein aus dem Weg zu gehen - die Dicke gemessen und heraus kam:

Ergebnis
Ergebnis

29 Meter bei 83 Windungen. Also etwas mehr als die 25 die es sein sollten. Der Vollständigkeit halber habe ich dann noch die Windungen gezählt und kam auf etwas über 70, der Gurt ist praktisch aufgewickelt dann wohl etwas dicker als gemessen. Passt.

Dem Spruch den ich - es muss ein INTJ-Forum gewesen sein - vor Jahren gelesen habe ist einfach nichts hinzuzufügen: Es gibt nicht viele Fragen die man mit fünf Minuten Google nicht lösen kann. Der Fragesteller hat damals darauf abgestellt dass man ihm ständig so dumme Fragen stellt anstelle dass die Menschen ihre Probleme selbst lösen. Und dummerweise stimmt das auch. Wenn es in der heutigen Welt schon so einfach ist an das Wissen heranzukommen, warum macht es dann nicht jeder?

Und etwas anderes stimmt auch: wenn ich mit einem Problem konfrontiert werde dass ich mit meinen Stärken auf meine Art einfach lösen kann, dann fange ich an "zu leuchten wie ein Weihnachtsbaum". Das hat man mir damals auf dem "Date" im Deutschen Museum in München bescheinigt - und dieses Mal musste ich noch nicht mal in den Spiegel schauen.

Aber vielleicht hat das auch etwas damit zu tun, dass "ich kann das nicht" für mich bis auf ein paar Ausnahmen nie eine Option war. Wenn man einfach Unwissenheit bemühen kann damit sich jemand anderes um das Problem kümmern muss dann lernt man erst gar nicht wie man Probleme löst. Ich gebe zu dass ich es manchmal gerne gehabt hätte - à la "Riesiger Waldschreiter ruft nach seiner Mami". Stattdessen wird es entweder sehr teuer wenn ich es nicht hinbekomme - wenn man überhaupt jemand findet um die Aufgabe extern zu vergeben und dann ist auch noch nicht gesagt dass derjenige es auch so hinbekommt wie man sich das vorstellt. Genug Motivation es selbst zu versuchen. Und das Internet ist die entscheidende Innovation der letzten 20 Jahre, der freie und einfache Zugang zu praktisch endlosen Quellen von Wissen, wenn man denn weiß wie man es nutzen kann.

Und man darf eines nicht übersehen: Es gab und gibt immer wieder Situationen, wo man mehr Zeit in ein Problem investiert als man müsste, einfach weil man etwas dabei lernen kann. Im Moment suche ich zum Beispiel nach funktionierenden Einstellungen um ein größeres Teil mit dem 3D-Drucker herzustellen. Der einfache Weg wäre einfach zu probieren und die erstbesten Einstellungen zu nehmen und fertig. Ich gehe aber den anderen Weg und lerne dabei wie sich unterschiedliche Drucktemperaturen auf die Qualität und Festigkeit auswirken und wenn man schon dabei ist wie man den Düsendurchmesser optimieren kann. Das dauert alles länger - und wenn man à la "ich kann das nicht" einfach jemanden fragt und macht was man gesagt bekommt kommt man auch nie so weit - wenn man diesen Weg weiter verfolgt kommt man aber deutlich schlauer am Ende heraus und ist auf die nächste Frage um so besser vorbereitet.

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