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Schach

16personalities.com : INTJ

Dieses INTJ-Symbolbild von www.16personalities.com wollte ich immer schon mal zeigen. Wenn ich das verlinke werden sie mir wohl auch nicht böse dafür sein. Ein Effekt, den andere Menschen haben ist eben, dass sie einem neue Perspektiven zeigen. In diesem Fall war das die simple Frage: "spielst Du Schach?". Joa, ich kenne die Regeln und habe ein paar Spiele gegen meinen Vater, Großvater und einen sehr alten Schachcomputer gespielt. Aber intensiver befasst habe ich mich mit dem Spiel nie. In der Schule gab es mal ein Schachturnier, da habe ich auch teilgenommen und ich kann mich noch an eine Partie erinnern wo mein Gegner es mit einem Mattüberfall versucht hat (à la Schäfermatt) und dann aber wegen "Berührt-geführt" seine Dame verloren hat. Danach war aber jahrzehntelang Ruhe.

Bis besagter Mensch mit mir spielen wollte. Was ich dann auch getan habe. Mittels einer Fernschachpartie (ganz modern via WhattsApp) und online auf chessbase.de (die Onlineseite der Fritz-Firma). Es hat etwas gedauert, aber dann ist meine Jack-of-all-Trades-INTJ-Neugier entflammt. Meine Versuche, online gegen Fremde zu spielen waren nämlich von einer Niederlagenserie gekrönt, während ich meine Fernschachgegnerin meistens geschlagen habe. Also irgendwas musste da gehen. Und wie ein INTJ nun einmal so ist, geht er da systematisch ran. Zuerst indem er sich die neueste Version des Fritz-Schachprogramms besorgt hat. Zuerst habe ich ja eine im wahrsten Sinne des Wortes uralte Version verwendet um die ersten Partien zu analysieren, aber Fritz 5.32 ist wirklich antik und außerdem fehlte das Eröffnungsbuch. Dann hat sich das mit Corona überschnitten und irgendwie kam ich auf Youtube in Kontakt mit TheBigGreek. Dieser sehr nette griechischstämmige IM (Internationaler Meister) hat aus der Not (alle Turniere abgesagt) eine Tugend gemacht und in kürzester Zeit den wohl erfolgreichsten deutschsprachigen Schachkanal aus dem Boden gestampft.

Und wenn man ihm eines attestieren kann: Er macht seine Sache wirklich gut und erklärt das Spiel so dass man es gut versteht. Das erste Problem was man als Anfänger hat: Man versemmelt schon die Eröffnung, wenn der Gegner nicht Vierspringerspiel spielt, die einzige Eröffnung die ich kannte. Ich also jede Menge Videos geschaut und gleichzeitig bin ich auch auf lichess gestoßen, da braucht man anders als bei Chessbase keine kostenpflichtige Mitgliedschaft und die haben mit "Schnellschach 15m+10s" auch ein gut besuchtes Format mit dem ich klarkomme. Auf chessbase wird hauptsächlich Blitzschach mit fünf Minuten Bedenkzeit gespielt, aber vor allem als Neuling geht man da unter. Ich bekam aber recht schnell heraus, dass 15 Minuten plus 10 Sekunden extra pro Zug im Normalfall reicht um überlegte Züge zu machen. Was TBG auch empfohlen hat, habe ich von mir allein schon gemacht: Meine Partien nachträglich zu analysieren. Zuerst mit Fritz, aber bei den Onlinepartien auf Lichess ist das noch einfacher weil bereits in der Plattform integriert.

Was kann man also machen um besser zu werden? Zuerst die Fehler zu finden die man gemacht hat und sie möglichst nicht zu wiederholen. Und Punkt zwei, besonders um in Partien mit beschränkter Bedenkzeit heil durch die Eröffnung zu kommen: Ein Repertoire aufbauen, damit man die Standardzüge in den gängigen Eröffnungen kennt. Womit ich im Moment arbeite, kann ich auch das "TheBigGreek-Repertoire" nennen, denn diese drei hat er ausführlich besprochen: Mit Weiß den "Italienischen Killerangriff" (auf Lichess heißt das C53 Walbrodt-Baird-Gambit) und die Preußische Partie, wenn Schwarz auf Läufer c5 mit Springer f6 antwortet. Und mit Schwarz die Russische Verteidigung gegen e4 und Königsindisch gegen d4. Damit kann man schon sehr viel abdecken. Sizilianisch wird auf dem Niveau (ich bin bei 1420) selten gespielt.

Der Erfolg ist aber leider nicht leicht zu bekommen. Die Gegner haben halt etwas dagegen und außerdem macht man immer wieder ziemlich blöde Fehler und nur teilweise ist die Ursache so offensichtlich dass man bei der Analyse den richtigen Zug sofort findet. Ich ertappe mich manchmal dabei dass ich etwas spiele und mir dabei denke "das ist jetzt entweder total genial oder total daneben".

Interessanterweise spielt auch das Enneagramm eine Rolle. Ich bin ja sekundär eine Eins, ein Perfektionist und deshalb konnte ich es als Kind nicht haben wenn zum Beispiel eine Reihe Würstchen durchgeschnitten wurde. Es ist zwar Blödsinn, aber im Schach führte das heute immer noch dazu, dass ich mir schwer tat meine Figuren herzugeben. Ein sehr wichtiger Faktor ist aber herauszufinden wann es der stärkere Zug ist eine Figur abzutauschen und wann man die Figur zurück in Sicherheit bringen muss. Und je weiter ich mich in die Materie einarbeite, desto mehr zeigt sich auch der unterschiedliche Charakter der verschiedenen Eröffnungen. Bei einem agressiven Zug wie der Preußischen Partie kommt es fast unweigerlich zu einem heftigen Gemetzel und diese Spiele sind meistens schnell vorbei. Auf der anderen Seite führt Königsindisch, vor allem wenn sich alle Bauern im Zentrum gegenüberstehen zu einem sehr, sehr vollen Brett und strategisch komplexen Spiel bei dem man manchmal nicht weiß was man überhaupt noch ziehen kann.

Eine wichtige Entwicklung vom Anfänger weg ist auch die Verschiebung der Entscheidung. Als Anfänger macht man meistens sehr früh ziemlich grobe Fehler die in einem vorzeitigen Matt enden. Je besser man wird desto häufiger kommt man in die Verlegenheit ein Endspiel zu spielen und wenn der Gegner nur eine Leichtfigur mehr hat ist noch immer alles offen. Bei meiner ersten Lichess-Partie hatte ich eine Dame und zwei Türme mehr und habe trotzdem noch fast verloren ...

Soweit ich das bis jetzt verstanden habe, kommt der Erfolg beim Schach damit, dass man Muster erkennt. Es ist für einen Menschen unmöglich, alle möglichen Züge durchzurechnen. Wenn man aber die Muster erkennt verringert sich die Zahl der Züge die man sich ansehen muss drastisch. Ich weiß auch, dass meine Natur auch dazu führen wird, dass ich nur so lange daranbleibe bis ich an den Punkt komme wo sich der Fortschritt sehr verlangsamt, aber 1.500 Wertungspunkte (dasselbe wie IQ 100, also der normative Durchschnitt) sollten drin sein, vielleicht auch noch etwas mehr. Mal sehen, ich habe die ersten 100 Partien durch und obwohl es erfolgsmäßig erst mal wieder zurück ging glaube ich dass da noch was geht.

Die Geschichte mit der Mustererkennung sollte mir als INTJ eigentlich entgegenkommen, denn so funktioniert ja Introverted Intuition (Ni), die Hauptfunktion der INTJs. Für uns sind alles Muster, Zusammenhänge in einer Situation, die man auf eine andere übertragen kann. Deshalb macht auch die Grafik von 16personalities Sinn. Man kann das halt nur nicht auf einem Fortschrittsbalken verfolgen wie man lernt, deshalb muss man einfach spielen, spielen, seine Eröffnungen besser auswändig lernen (je schwächer die Gegner, desto häufiger die "komischen" Züge) und seine Fehler analysieren. Es ist auf jeden Fall ein sehr interessanter Zeitvertreib und so langsam bekommt man tatsächlich ein "Gefühl" welche Züge in der Situation richtig sind. Das ist zwar eine blöde Beschreibung, aber so funktioniert Ni eben.

Nachdem ich mit der Russischen Verteidigung nicht so ganz glücklich wurde, habe ich aus einem Buch "Ein idiotensicheres Eröffnungsrepertoire" die Skandinavische Verteidigung als Schwarzer gegen 1. e4 ( … d5 2. xd5 Dxd5 3. Sb3 Dd3 4. d4) . Da zeigt sich aber das Problem auf meinem Spielniveau … dem Buch nach sollten alle Züge von weiß nach d5 zwingend sein, in der Praxis habe ich aber alles andere aufs Brett bekommen und die Hauptvariante dann höchstens nach Zugumstellung. Eigentlich sollte Schwarz dann besser stehen wenn Weiß versucht auszuweichen, da arbeite ich aber noch dran …)

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Kommentare

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Martina-Riccarda Niklis am :

Hey Backpenther! Ich bin besagte Person und fühle Freude und Traurigkeit:
Freude weil du dich freust und begeistert bist von Schach.
Traurigkeit, denn es passiert etwas seltsames. Übrigens habe ich bisher nur zweimal gegen dich gewonnen und um ehrlich zu sein, du hast mir noch dabei geholfen.
Ich hasse diese Analysiererei...nein, eigentlich finde ich sie stinkestinklangweilig. Und je besser du wirst um so geringer ist meine Chance, nochmal gegen dich zu gewinnen. Das ist nicht schlimm, ich verliere gerne, aber ich lerne halt auch nicht so viel dabei wie du.
Ich hoffe, ich leiere dir ab und zu ein Remis aus den Rippen in unseren WhatsApp-Fern-Partien, die mehrere Wochen dauern und wobei das Schachbrett immer richtig staubig wird und die ich sehr liebe liebe.
Mit Hochachtung!
Karpova

Stephan Brunker am :

Hallo Frau Karpova,

Deine Gefühle kann ich nachvollziehen. Wenn man etwas auf längere Sicht mit jemand anderem zusammen machen will ist das natürlich Gift wenn einer sich da in etwas hineinsteigert und der andere nicht. Du brauchst Dein Licht aber nicht unter den Scheffel zu stellen, die Siege waren ehrlich und ohne Hilfe errungen, meine Blödheit ist zu 100% real. Die Analysiererei beschränkt sich deshalb darauf, sich vom Computer nachher sagen zu lassen was man falsch gemacht hat um das dann in Zukunft vermeiden zu können. Die Wirkung ist aber nur beschränkt, da ich es immer wieder schaffe, mit einer ungedeckten Dame Schach zu geben oder im Endspiel den König ein Stück vor meinen Turm zu stellen oder eben habe ich einen Bauern mit einem Läufer angegriffen indem ich ihn direkt vor den Bauern gestellt habe. Oder statt in drei Zügen Matt zu setzen die Partie noch wegzuwerfen. Dieser Mist ist echt, so frustrierend auch ist .. den Gegner freut es.

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