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Falsches Werkzeug macht keinen Spaß

Wenn man eine Aufgabe zu erledigen hat und auch das richtige Werkzeug dafür, dann macht es Spaß. Und selbst wenn es aus irgendwelchen Gründen nicht so gut läuft, ist es ein beruhigendes Wissen für den Plan B auch entsprechend ausgestattet zu sein. Wenn man aber mit ungeeignetem Werkzeug an eine Sache herangeht ... artet es in ein endloses Gewürge aus.

Hier im Ort muss eine Brücke ersetzt werden und eine lokale Baufirma hat den Auftrag vom Landesbetrieb Mobilität dafür bekommen. Die Firma ist vor ein paar Jahren schon mal durch eine Insolvenz gegangen und inzwischen wundere ich mich auch nicht mehr warum. Zuerst haben sie die Straße halb abgesperrt und jetzt läuft der Abbruch schon seit drei Wochen. Ich bin jetzt kein Baumaschinenfachmann, aber irgendwie scheint es mir, dass die für die Aufgabe völlig unterdimensioniertes Werkzeug einsetzen.

wenn die Zange es nicht packt, muss es der Hammer richten
wenn die Zange es nicht packt, muss es der Hammer richten

Der Bagger hat ein Betriebsgewicht von 13 Tonnen, das ist etwas mehr als ein Minibagger. Zuerst haben sie es mit einer Abbruchzange versucht, soweit man die Beschriftung lesen kann wahrscheinlich eine Darda CC700 mit 500 kg Gewicht und 680 kN Brechkraft (Prospektbeschreibung: Sehr gut für den Innenabbruch (!) ). Das ist schon am unteren Ende dessen was der sowieso schon kleine Bagger tragen kann - und für die stark armierte Brücke war es vollkommen ungeeignet. Stumpf ist das Ding auch noch, jedenfalls konnte das Teil nach einer Minute würgen gerade mal handballgroße Stückchen von der Brücke abbrechen und das auch nur von der oberen, weniger armierten Seite. Normalerweise sollte die Zange den Beton eigentlich so zerbröseln dass sich die Armierung vom Beton trennt und dass man beides getrennt der Wiederverwertung zuführen kann.

Sie haben das mit der Zange dann irgendwann aufgegeben und zerbröseln die Brücke jetzt mit dem Hammer. Weil sie aber eben keinen Brecher haben musste sich dann einer mit der Flex hinstellen und die Armierungen per Hand durchtrennen. Damit bleibt das Eisen aber im Schutt und das ist in der Entsorgung dann sicherlich auch noch teurer.

gefährliche Handarbeit beim Trennen der Armierung
gefährliche Handarbeit beim Trennen der Armierung

Um es mit Michael Manusakis zu sagen: "Katastrophe!"

Youtube ist voll von Videos für die Abbruchfetischisten. Gerade bei Brücken über Autobahnen ist Zeit Geld - dann ist eine sehr viel größere Brücke in einer Nacht weg. Nicht wie hier: drei Wochen und die Brücke ist immer noch da. Dazu braucht man aber richtiges Werkzeug, so wie das hier:

Brückenabbruch mit richtigem Werkzeug
Brückenabbruch mit richtigem Werkzeug

Mit einem 70-Tonnen-Bagger - auch ein Hitachi - und einer 6 Tonnen schweren Abbruchzange Demarec DCC-75 (das ist alleine halb so schwer wie das Baggerchen oben) zerbröselt der Beton wie ein Butterkeks. Und wenn man gerade mal dabei ist kann man die Armierung auch direkt durchtrennen - am besten gleich ein ganzes Bündel auf einmal.

Demarec DCC-75 schneidet Armierungsbündel
Demarec DCC-75 schneidet Armierungsbündel

Und das Beste dabei: Die Baufirma muss die Maschinen nicht mal haben, die kann man mieten. Der Platzbedarf wäre nicht das Problem, für ein Wochenende kann man die Straße auch komplett sperren und ein größerer Bagger dürfte genug Reichweite haben auch wenn er auf der Straße steht. Der 70-Tonnen-Bagger wäre Overkill, aber mit der Hälfte wäre man wohl gut bedient, lässt sich einfacher transportieren und aufrüsten und die Brücke wäre schnell und einfach immer noch an einem Wochenende weg. Und ich kann mir nicht vorstellen dass es billiger ist zwei bis drei Leute und die kleineren Maschinen für Wochen einzusetzen - transportiert werden müssen Sie ja auch - anstelle dass man sich für ein Wochenende etwas richtiges kommen lässt. Und nicht davon zu reden dass die Anwohner über wochenlangen Abbruchlärm auch nicht besonders erfreut sind.

Irgendwie wundert es mich nicht dass die Vorgängerfirma bei vollen Auftragsbüchern in die Insolvenz gegangen ist.

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