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Es wurde damals um eine Steuer mit Nullkomma null null ... (es waren einige Nullen) diskutiert. Angesichts des Handelsvolumens - mittlerweile wechseln praktisch alle Aktien eines Unternehmens jeden Tag ihren Besitzer - hätte sich das trotzdem auf eine nennenswerte Summe addiert und tatsächlich die Finanzbranche getroffen, da ein so kleiner Betrag bei einem Kleinanleger nicht ins Gewicht gefallen wäre. Damals war aber Großbrittanien noch reguläres EU-Mitglied und die hatten wegen ihres Finanzplatzes London natürlich was dagegen - der Vorschlag konnte aber nur funktionieren wenn es EU-weit umgesetzt worden wäre. Die sinnvolle Idee ist damals wegen politischer Differenzen gescheitert.

Jahre lang hat man nichts mehr davon gehört ... in einem Interview wurde Finanzminister Schäuble mal darauf angesprochen und die Sache war einfach nicht machbar, die Finanzwelt machte einfach so weiter wie bisher. Und jetzt auf einmal taucht die Transaktionssteuer wieder auf, in einer Vorlage von Finanzminister Scholz. Nur irgendwie ist die gute Idee in der Zwischenzeit ganz schön geschändet worden: Jetzt sollen alle Aktienkäufe von Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von mehr als einer Milliarde Euro aus den teilnehmenden 13 EU-Ländern mit 0,2% besteuert werden. Das klingt erst mal unschuldig ... aber: Der Teufel steckt in den Ausnahmen. Derivate: befreit. Spekulative kleinere Unternehmen? nope. Wen trifft die Maßnahme also? Den Kleinanleger, der in Blue Chips oder solide Fonds (die aus Aktien dieser Untenehmen bestehen) investiert - weil die Arbeitspferde der Finanzbranche ja so schön befreit sind. Und dann soll das ganze noch dazu dienen die Grundrente gegenzufinanzieren. Man nimmt es also von den Kleinanlegern um es den gar-nicht-Anlegern zu geben - vom sinnvollen ursprünglichen Ziel ist rein überhaupt nichts mehr übrig und der erzieherische Effekt richtet sich gegen die Falschen - die Aktienkultur in Deutschland ist sowieso mau. Ich war heute zum jährlichen Shopping und da bin ich natürlich die Buchhandlungen durchgegangen und da lag "Der größte Crash aller Zeiten" von Weik und Friedrich. Ich habe mal reingeblättert - so weit steht ziemlich viel Stuss drin. Es ist doch egal ob die EZB nun jetzt negative Zinsen hat und sich das "nie wieder ändert", wenn man eben über Aktien an der Wirtschaft beteiligt ist dann hat man immer noch eine positive Rendite. Das machen aber viel zu wenige - und die werden dann noch mit der neuen Steuer bestraft.

Aber so ist Politik nun einmal. Vor langer Zeit war mal ein Dossier über ein Gesetzgebungsverfahren aus der Sicht desjenigen der den ursprünglichen Entwurf verfasst hat. Als das Ding zurückkam nach dem es bei allen möglichen Lobbyisten war erkannte derjenige seinen Entwurf nicht mehr wieder. Es ist höchst undemokratisch, aber bestimmte Gruppierungen haben extrem viel Einfluss .. erinnert sich noch jemand an die Abwrackprämie für PKW? Oder die Mehrwertsteuersenkung für Hotels? Auf der einen Seite müsste man froh sein dass überhaupt etwas passiert, aber wenn nachher das falsche gemacht wird ist das auch nicht so prickelnd.