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Wenn schon, dann richtig

Schöne Schlagzeile ... da haben also ein paar Unbekannte ihrem Frust Luft gemacht und versucht, einen dieser mobilen Blitzeranhänger unschädlich zu machen. Leider nur mit mäßigem Erfolg, im dazugehörigen Artikel steht dass diese Geräte über ein integriertes Löschsystem verfügen und außerdem automatisch einen Notruf absetzen.

Schlagzeile Trierischer Volksfreund vom 20.04.2020
Schlagzeile Trierischer Volksfreund vom 20.04.2020

Es ist ja eine Grundsatzfrage wie man mit so etwas umgeht. Entweder respektiert man das Eigentum anderer und kann im Gegenzug auch erwarten dass das eigene Eigentum respektiert wird. Man kann seinen Protest gegen diese Anhänger immer noch loswerden, wie ein Gericht inzwischen entschieden hat war es legal, eine Fichte vor dem Anhänger zu pflanzen.

Wenn man hingegen die rote Linie übertritt, dann muss man damit rechnen für den angerichteten Schaden haftbar gemacht zu werden und diese Geräte sind ja nicht billig. Aber wenn man diese Linie sowieso schon übertritt, warum dann nicht richtig und nicht so halbherzig? Es sei denn es war die Absicht nur die Lackierung zu zerstören damit eine Strafe nicht zu drastisch ausfällt.

Jeder, der Mythbusters gesehen hat und die Zeitung regelmäßig liest weiß doch wie man so etwas besser machen kann. Hier also meine Hitliste der möglichen Varianten wie man seinen Protest deutlich wirkungsvoller anbringen kann:

Der Klassiker: Thermit

Die Schwierigkeit liegt hier einzig in der Beschaffung der Zutaten. Es fällt wohl leider auf, wenn man in Internetshops kiloweise Aluminium- und Eisenoxidpulver ordert. Das Darknet wäre eine Alternative, aber die über den hiesigen Cyber-Bunker laufenden Seiten sind ja inzwischen dicht gemacht. Die Anwendung sollte jeder kennen der mal im Gymnasium Chemieunterricht hatte: Einen Tontopf mit dem gut gemischten Zeug gefüllt und eine Wunderkerze als Zünder oben eingesteckt. Zum zu zerstörenden Objekt hinfahren, Tontopf darauf abstellen, Wunderkerze anzünden und sich schleunigst aus dem Staub machen. Dann verpasst man leider das Feuerwerk. Das Dach der Anhänger ist ja wohl nicht gepanzert, sonst muss man eben etwas mehr nehmen. Aber die stark exotherme Redoxreaktion erzeugt einen Strahl flüssigen Roheisens, der sich von oben nach unten durch den Anhänger brennt. Danach sollte das Ding definitiv hinüber sein.

Gleiches Prinzip, aber etwas schneller: Hohlladung

Technisch anspruchsvoller, aber auch bei eventuell vorhandener Panzerung sehr wirksam ist die Methode, die diese Löcher macht:

Beobachtungskuppel eines Bunkers in Croix de Charneux, Belgien
Beobachtungskuppel eines Bunkers in Croix de Charneux, Belgien

Die Deutschen haben das 1940 beim Stoßtruppunternehmen gegen die Belgischen Forts erfolgreich zum ersten Mal eingesetzt: Hohlladungen. Wie es funktioniert kann man bei Wikipedia nachlesen. In Kurzform erzeugt eine Explosion einen Stachel aus Kupfer der mit einer Geschwindigkeit von mehreren Kilometern pro Sekunde durch Panzerstahl geht wie durch Butter. Weil die Belgier sich nicht die Mühe gemacht haben ihre Forts zu verminen und die Deutschen das auch noch beobachten konnten - weil die Belgier fröhlich auf den Wiesen Fußball gespielt haben - sind die Stoßtrupps mit Lastenseglern direkt auf den Forts gelandet und haben besagte Hohlladungen auf den Panzerkuppeln abgelegt und gezündet. Gab es in verschiedenen Größen. Das Ergebnis war, dass die Belgier ein paar Minuten später zwar mehr oder weniger unbeschadet (wenn man mal von dem armen Kerl absieht der in der Kuppel stand) in ihrem Bunker saßen, aber keinerlei Möglichkeiten mehr hatten auf ihre Umgebung einzuwirken.

Die Geldautomatenmethode: Gas

Professionelle Diebesbanden sind da inzwischen einen Schritt weiter und haben eine einfache Methode gefunden die auch noch sehr wenig Spuren hinterlässt und mit einfach verfügbaren Materialien auskommt: Gas. Gut, deshalb sind es ja auch professionelle Banden und keine Amateure. Hier wollen die Diebe an das verlockende Innere des Geräts ihrer Träume. Man bohrt ein oder zwei Löcher hinein (dem Erfinder des Akkuschraubers sei Dank, wäre ja schlecht wenn man erst mal klingeln müsste und fragen wo man seine Kabeltrommel einstecken kann) und dann leitet man ein Gemisch aus einem brennbaren Gas und Sauerstoff hinein, idealerweise im stöchiometrisch idealen Verhältnis. Wenn man das Wort kennt wird man das wohl nicht machen, aber egal. Danach genügt ein Funke und die Konservendose sollte geöffnet sein und man kommt an den verlockenden Inhalt. Dann kann man fortfahren wie die Anfänger aus dem Zeitungsartikel und mit Benzin den Job vollenden.

Die gründliche Methode: Kunstdünger

Und zu guter Letzt erwähne ich auch eine Möglichkeit wie man schnipp das Ding komplett verschwinden lassen kann. Zumindest in den USA waren die Zutaten erschreckend einfach zu bekommen. Ein gewisser Timothy McVeigh hat einen alten Bauernhof gekauft und deshalb konnte er ohne Aufsehen zu erregen auch größere Mengen Ammoniumnitrat-Kunstdünger einkaufen (meines Wissens gibt es diesen in Deutschland nur als Zusatz zu fertig gemischten Düngern). Jetzt hätte er diesen mit Diesel mischen können was ja auch problemlos für einen Bauernhof zu kaufen ist. Aber der Typ wollte es wirklich richtig machen und hat Interesse am Motorsport gezeigt. In den USA werden für richtig hochgezüchtete Dragster-Rennen die Motoren mit Nitromethan betrieben. Das Zeug hat viel mehr Bumms als normales bleifreies Benzin. Ich habe schon Videos gesehen wo jemand zu schnell Gas gegeben hat und die Pleuel sind sonst wo hin geflogen. Tja, und das kann man auch mit dem Dünger mischen um mehr Bumms zu bekommen. Für so ein Anhängerchen muss man ja auch keine 2,4 Tonnen nehmen, ein 25 Kilo-Sack müsste reichen. Die Menge von Herrn McVeigh war ausreichend um ein zehnstöckiges Gebäude halb wegzusprengen. Die Amis fanden es aber nicht lustig und haben ihm eine Giftspritze verpasst.

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Kommentare

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Christine am :

Lieber Stephan!
Ich bin mir nicht sicher, ob die Polizei deinen Humor versteht! Nicht alle Fakten sind für Beobachter von Aussen so logisch, wie für dich. Zb. Das du, auch wenn du darüber so schreibst, das nie in der Praxis machen würdest. Du hast nur das Wissen dazu! Aber bitte, denjenigen, die sich für allzu schlau halten muss dieses Wissen nicht auf die Nase gebunden werden! Also die werden gefasst, und du bekommst keinen Ärger! Ich finde das ist ein guter Deal!
Mit einem Wort: Sei weise und vorsichtig!

LG Christine

Stephan Brunker am :

Die Polizei kümmert sich normalerweise nicht um so was, das macht die Staatsanwaltschaft. Ich habe das nochmal nachgesehen, aber der Artikel ist in dieser Form nicht strafbar, mal abgesehen davon dass es sich um Allgemeinwissen handelt und die genauen Details fehlen. Für eine Anstiftung müsste ich konkret wollen dass dieser Anhänger an der B51 in die Luft gesprengt wird und jemanden gezielt dazu auffordern. Ansonsten dürfte ja kein Medium über eine Straftat berichten weil dies ja als Anleitung zur Begehung einer weiteren Straftat nach dem gleichen Muster zählen würde. Und öffentliche Aufforderung zu Straftaten nach §111 StGB ist es auch nicht, da ich ja nicht dazu auffordere die Dinger in die Luft zu sprengen, außerdem ist es selbst dann nur strafbar wenn es besonders gefährlich im Sinne von Aufforderung zur Massenkriminalität ist (§111 ist ein "politischer" Paragraph). Ansonsten ist das durch die freie Meinungsäußerung gedeckt, die da heißt: Manche Leute sind eben zu doof um richtigen Schaden zu verursachen.

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