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Coronakrise

Nachdem ich länger nicht gebloggt habe, muss ich dann doch mal meine Meinung und meine Beobachtungen zur Coronakrise loswerden. Das ganze hat gleich eine Reihe von Aspekten: die stereotypische Fähigkeit der INTJs Ereignisse vorherzusehen, warum Autisten in einer Seuchensituation die besseren Bürger sind und warum so ein Zwangsurlaub auch mal guttut.

No Corona

Vorhersage der Entwicklung

Hier wurde ich tatsächlich von der Entwicklung überrascht - wobei das ja an und für sich eine meiner Spezialitäten ist. Ich habe die Entwicklung mit Interesse schon länger verfolgt und wurde dann kalt erwischt - wahrscheinlich weil die menschliche Komponente völlig anders agiert hat als ich das auch meiner Sicht kenne - ein typischer Fall der fehlenden interpersonellen Intelligenz. Die Fallzahlen in China wuchsen ja zuerst exponentiell an, kamen dann aber weitgehend zum Stillstand woraus ich das Signal gesehen habe dass die Krise beherrschbar ist und eingedämmt werden kann. Womit ich nicht gerechnet habe waren die Heerscharen von Touristen die den Virus dann fröhlich weiter verbreitet haben. Da ich selbst so gut wie nie Urlaub machen konnte (dazu später mehr) war mir das gar nicht so bewusst.

Diese Touristen haben den Virus von China nach Italien eingeschleppt wo er sich unerkannt explosionsartig verbreitet hat. Und dann waren es vor allem die aus Italien und Österreich zurückkehrenden Skiurlauber die den Virus nach Deutschland massenhaft eingeschleppt haben. Und wie viele Touristen es gibt - alleine jetzt hängen ja noch 50.000 Deutsche im Nicht-EU-Ausland fest. Wenn sich das Virus in den Après-Ski-Bars an alle verteilt hat und diese dann quer über die Bundesrepublik verstreut neue Infektionsherde gebildet haben - dann ist es klar das die Situation außer Kontrolle geraten musste.

Zukünftige Entwicklung

Ich konnte es nicht lassen und habe auf einen Abend mal schnell ein eigenes Modell programmiert und damit kam ich zu dem gleichen Schluss wie die Wissenschaftler - die tatsächlichen Infektionsraten liegen mindestens um den Faktor drei bis zehn höher als die offiziellen Zahlen. Und damit sind wir schon an der Grenze der Belastbarkeit unseres Gesundheitssystems. Wie jetzt die Zukunft aussieht - am einfachsten ist die Langfristprognose: In zwei bis drei Jahren wird es uns blendend gehen. Man kann die Situation gut mit der Spanischen Grippe von 1919 vergleichen, wo man nicht wirkungsvoll eindämmen konnte und in deren Folge etwa 20 bis 50 Millionen Menschen weltweit gestorben sind - und davon auch noch sehr viele junge Menschen. Und trotzdem folgten auf diese Katastrophe die "Goldenen Zwanziger". Auch wenn der Lockdown wieder aufgehoben wird, ist der Nachholbedarf an allem was jetzt nicht möglich ist sehr groß und wird zu einem Boom führen, ähnlich dem jetzigen Boom im Einzelhandel für Nudeln, Konserven und Klopapier.

Die Frage ist nur wie lange das dauern wird. Die Regierungen zeigen ja mit ihren Maßnahmen, dass man Verhältnisse wie 1919 wo die Menschen wie die Fliegen gestorben sind um jeden Preis vermeiden will. Man liest zwar immer wieder dass sich langfristig zwei Drittel der Bevölkerung anstecken werden, aber das ist Blödsinn, das wäre nur der Fall wenn man auch die damit verbundene eine Million Tote bei einer unkontrollierten Ausbreitung in Kauf nehmen würde. Das würde wegen der am stärksten betroffenen Gruppe das Rentensystem auf einen Schlag sanieren, ist aber wohl nicht tragbar. Man kann sich das leicht ausrechnen, wenn man von fünf Prozent intensivpflegebedürftigen Patienten ausgeht und zwei Wochen Liegedauer und 5.000 Intensivbetten - das dauert 50 - 100 Jahre bis man so die ganze Bevölkerung ohne Todeswelle durch hätte. Damit bleiben eigentlich nur zwei Szenarien übrig: ein sehr langer Lockdown bis das Virus eingedämmt ist - und dann weiterhin geschlossene Grenzen um es nicht wieder neu einzuschleppen. Unter diesen Bedingungen könnte es auch ein "Leben mit dem Virus" geben wo der Alltag halbwegs normal läuft, aber alle mit Schutzmaßnahmen herumlaufen - also ein Leben wie in der Sperrzone von Tschernobyl. Bis dann die Grenzen wieder weltweit geöffnet werden können kann das Jahre dauern.

Und damit bleibt eigentlich nur Variante zwei: Möglichst schnell einen Impfstoff entwickeln und die Bevölkerung flächendeckend zwangsimpfen, in der Reihenfolge der Wichtigkeit, also Krankenhauspersonal zuerst, dann die funktionalen Berufe etc. Es wurde ja zuerst von einem Jahr gesprochen bis so ein Impfstoff verfügbar wäre, aber ich gehe davon aus das hier einige bürokratische Hürden über Bord geworfen werden um es maximal zu beschleunigen. Ist die Bevölkerung zu einem hinreichenden Prozentsatz geimpft, dann können die Beschränkungen aufgehoben werden denn so würde es ja nichts ausmachen wenn das Virus wieder neu eingeschleppt würde - es könnte ja nicht weiter übertragen werden. Wenn ich also raten muss - es wird zuerst einige Wochen vollkommener Ausgangssperre geben, gefolgt von Monaten "Leben mit dem Virus" und einer Normalisierung unter Schutzmaßnahmen und ab dem Spätsommer könnte der Impfstoff verfügbar sein.

Wenn alle Autisten wären ...

Ich habe ja unzweifelhaft einige Eigenschaften die dem autistischen Spektrum zuzuordnen sind. Wenn ich mir die Bilder im Fernsehen anschaue dann kann ich nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen: Politiker die einzeln in ihren Limousinen vorfahren und danach direkt auf Tuchfühlung gehen, die Damen von schräg gegenüber die sich zu einem gemütlichen Plausch auf weniger als Armeslänge zusammengesetzt haben oder die feierwütigen die sich um nichts in der Welt davon abbringen lassen ihre Privatparty im englischen Garten zu machen, Körperkontakt inklusive. Für mich sind die 1,5 Meter Abstand das Einfachste der Welt - ich musste nur meiner autistischen Kontaktphobie freie Bahn lassen. Gäbe es nur Autisten auf der Welt würde so ein Virus wirklich dumm aus der Nase schauen. Man muss nur darauf achten sich mit den Fingern nicht im Gesicht herumzufahren aber das war es schon. Die meisten Menschen haben wie die Hühner offensichtlich das Bedürfnis auf Kontakt zu gehen und seien es nur die Kassiererinnen im Supermarkt die einem immer noch das Wechselgeld in die Hand drücken wollen. Oder der Mann, der seinen Finger unbedingt anfeuchten muss bevor er die Geldscheine aus dem Portemonnaie holt. Wenn man das so sieht, sehe ich natürlich schwarz dass es ohne massiven Zwang zu einer Eindämmung kommt. Die Menschen sind halt dumm. Ich habe viel mit meinen Angestellten über die Situation gesprochen - man stellt sich einfach mehrere Meter auseinander und es kann nichts passieren, man weiß ja nicht wer es hat. Und was mir auch auffällt: Vor allem die älteren Menschen die eigentlich am stärksten gefährdet sind sind diejenigen die einem am meisten auf den Pelz rücken.

Endlich Urlaub

Und noch eines zeigt sich: Wie tiefe Spuren mein Unternehmerleben in den letzten Jahren hinterlassen hat. Ich hatte gestern schon den Anflug von Panik dass die Krise nächste Woche schon vorbei sein könnte und aus meinem Urlaub nichts wird. Es ist ja ein Running Gag in der INTJ-Facebook-Gruppe: Du musst für zwei Wochen in eine einsame Berghütte. Die Hölle für Extrovertierte und wahrscheinlich auch Sensor-Typen - das Paradies für Introvertierte Intuitive. Es gibt so viel was ich schon seit Jahren machen will und wo ich nie die Zeit für hatte weil die Firma immer Vorrang hatte. Klar mache ich da jetzt zuerst noch was ich auch dort seit Jahren machen will - wie eine Bestandsaufnahme der Lagerschätze und die nächste Generation des Küchenplanungsprogramms zu installieren - aber danach kann ich endlich das Email-Abonnement für diesen Blog programmieren, mehr Modellbau machen (Dampflokomotive reparieren, Luftpumpe verbessern, Schotterwagen bauen), Cities:Skylines und DirtRallyVR weiter spielen, meine CNC-Fräse weiter zum Plasmaschneider umbauen, meine Schachfähigkeiten verbessern, schauen was aus FreeBasic geworden ist und ob die vor Jahren avisierten Tutorials noch gebraucht werden, endlich nochmal Klavier und Orgel spielen, ich habe immer noch die Idee einer Ampelsteuerung mittels künstlicher Intelligenz ... so lange wird der Lockdown niemals dauern.

Ich sehe nur voraus, dass ich wahrscheinlich in ein paar Wochen trotzdem mal schauen muss ob man Küchenberatungen nicht auch online machen kann - und damit dürfte der Spaß vorzeitig vorbei sein. Bevor nämlich andere auf die Idee kommen und man seinen Marktanteil verliert muss man bei dieser absehbaren Entwicklung vorne mit dabei sein - und damit könnte es gut sein dass sich für meine Branche die Verhältnisse schneller normalisieren als mir privat lieb wäre. Aber so muss man als Geschäftsmann halt denken.

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Kommentare

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Christine Schmitt am :

Hallo Stepan!
Ganz ehrlich, mein Bauchgefühl sagt mir, visiere die Online Planung von Küchen an. Man kann verschieden eine Krise angehen. Der eine Teil verdumpft, da wenig input von Aussen, der andere Teil geht auf neue Projekte los. Denn wie du schon mal erwähnt hast: die marode Küche muss trotzdem mal ersetzt werden. So werden diejenigen, die genügend Potential haben, durchaus schon mal das planen Anfangen wollen... Nicht das ich dir den Zwangsurlaub missgönne... ????

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