Eine Frage der Ethik
Mit zunehmender Länge der Kontaktbeschränkungen machen sich immer mehr Stimmen breit ob denn nicht der Lockdown mehr Schaden anrichten würde als das Virus - so unter anderem der Virologe Prof. Alexander Kerkulé. Das Problem ist aber einfach, dass es nicht eine Frage des Schadens ist - sondern der Ethik.
Man muss vielleicht INTJ sein um das so nüchtern betrachten zu können, aber objektiv gesehen wäre es für die Gesellschaft sowieso besser gewesen, überhaupt nichts gegen das Virus zu machen, wenn man mal von dem Schaden durch die Panik absieht. Dem allein hätte man aber noch durch recht halbherzige Maßnahmen begegnen können. Bekanntermaßen greift das Virus vor allem ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen an. Wir hatten ja schon vorher ein Problem mit einem Mangel an Pflegekräften. Wenn aber ein Drittel der Bevölkerungen in den Altersheimen einfach wegfällt, dann löst sich das Problem recht elegant von alleine. Oder auch die Belastung der Krankenkassen durch chronisch Kranke. Auch das erledigt elegant das Virus. Und nicht zuletzt gab es ja in nicht-Corona-Zeiten auch die Dauerdiskussion über die Zukunft der Rentenversicherung. Wenn sich die Reihen der Rentner lichten, springt für die Überlebenden auch noch eine Rentenerhöhung dabei heraus.
Also: vom rein wirtschaftlichen Standpunkt gesehen wäre es am Besten gewesen, das Virus machen zu lassen was es eben so macht. Auf der anderen Seite kommt aber das große ABER: Dass sich die Mehrheit so auf Kosten der schwachen Minderheit von unnützem "Ballast" befreit, ist einfach ethisch nicht tragbar. Eine zivilisierte Gesellschaft zeichnet sich eben dadurch aus dass es eine Solidargemeinschaft ist bei der die Starken eben nicht auf Kosten der Schwachen leben. Und es ist auch keine demokratische Entscheidung die man einfach mit Mehrheitsentscheid lösen kann - auch eine demokratische Mehrheit kann Unrecht schaffen, Ethik kennt keine Mehrheiten.
Deshalb ist die Diskussion eine sehr gefährliche die praktisch auf Glatteis ausgetragen wird und die Gesellschaft tut gut daran, damit erst gar nicht anzufangen. Um eben die Minderheit zu schützen, muss die Mehrheit eben die Maßnahmen tragen die sicherstellen damit die Schwachen geschützt bleiben. Und das so lange bis eine tragfähige Lösung gefunden ist. Es mag sein dass man einiges wieder lockern kann wenn die Menschen durch ihr Verhalten das gleiche Ziel erreichen was durch die quasi-Ausgangssperre bezweckt wurde. Der vorherige Zustand kann aber erst wieder hergestellt werden wenn eine endgültige Lösung gefunden ist - und das kann nur die Impfung sein.
Bis dahin müssen wir eben mit der Situation leben. Einmal abgesehen davon dass es nicht alle Persönlichkeitstypen gleich trifft. So gab es in den Kommentaren zu einem entsprechenden Video von den INTJ nur: "Mein Lebensstil ist Quarantäne" "Hat sich was geändert?" "Die Extrovertierten werden dazu gezwungen zu sein wie wir und ich sitze hier und chille als sei nichts passiert" Und ich habe kommentiert, dass ich sogar befürchtet habe dass der Lockdown nach einer Woche wieder aufgehoben wird und ich gar nichts gemacht bekomme ...
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