Fehlschläge
Um das ein für allemal klarzustellen: Ich bin manchmal genauso blöd wie alle anderen. Der Unterschied ist wahrscheinlich nur der, dass ich bei Sachen scheitere, die andere noch nicht einmal versuchen.
Eigentlich wollte ich am Sonntagnachmittag und -abend mit dem Umbau meiner Drehbank auf Frequenzumrichter vorankommen. In Wirklichkeit habe ich Fehler gesucht und gefunden und dabei festgestellt, dass ich ziemlichen Mist konstruiert habe.
Da der Frequenzumrichter eine Zweileitersteuerung hat, also mit Vorwärts oder Rückwärts angesteuert wird wollte ich die CNC-Steuerung so umrüsten, dass sie die dafür vorhandenen zwei Relais auch für Vorwärts und Rückwärts verwendet. Das Problem dabei war nur, dass ich für die Fräse die Steuerung auf vier Achsen konfiguriert habe und deshalb keinen Ausgangskanal für Rückwärts mehr frei hatte. Da mein Smoothstepper (Ethernet auf Seriellkonverter) auf den Ports 2 und 3 nicht wählerisch ist, wollte ich einfach Pin 11, der ein ansonsten ungenützer Eingang ist, als Ausgang benutzen und habe dafür auch eine Schaltung entworfen, um das Relais darüber anzusteuern. Ich habe die Signale auf der Lötseite der Platine abgegriffen und die Leiterbahnen dazwischen durchtrennt. Als ich dann alles fertig entworfen, geätzt, gelötet, eingebaut und verdrahtet habe, funktionierte es nicht. Ich habe gleich zwei Fehler eingebaut: zum einen wollte ich diese Logiktabelle:
Inputs | Output | |
---|---|---|
PIN | Enable | |
L | H | L |
H | H | L |
L | L | L |
H | L | H |
mit einem einfachen LS32 (positives OR) realisieren. Es braucht nicht viel Verständnis, dass das so völliger Blödsinn ist. Was mich dabei geritten hat - keine Ahnung. Vor allem, da der eine Kanal Active High und der andere Active Low ist und ich noch weiß, dass ich eine Logiktabelle hingekritzelt und mich nach den verschiedenen Logikbausteinen erkundigt habe. Da ich die Entwicklung aus Zeitmangel häppchenweise machen musste, vermute ich mal, dass ich beim Aufstellen der Logiktabelle einfach nur Blödsinn notiert und daraus die falschen Schlüsse gezogen habe, beim tatsächlichen Entwurf der Schaltung ist das dann nicht mehr aufgefallen. Wenn ich mir das so ansehe, muss das Enable-Signal zuerst invertiert werden und dann kann man ein AND nehmen, so was gäbe es auch in einem Baustein wie z.B. in einem 4085 (davon habe ich witzigerweise auch ein Datenblatt - oder wie in der restlichen Schaltung einen LS244) Das spielt aber jetzt auch keine Rolle, denn wenn ich mal die Dokumentation des Smoothsteppers richtig gelesen hätte, dann ist das "Pin 11 may only be used as input" das "may" keine Empfehlung, sondern eine Notwendigkeit: Beim Port 1 ist nämlich fix, was Inputs und was Outputs sind. Heißt: Egal was ich mache, Pin 11 hat immer 5V und ich kann die Sache mit dem Output vergessen.
Also: zurück ans Zeichenbrett und eine neue Lösung suchen. Und ich muss den ganzen Krempel wieder ablöten. Leider bekomme ich meine 0,5 mm - Leiterbahnen nicht wieder zusammen und muss das mit Kabeln gebrückt lassen. Fehlschlag auf ganzer Linie. Wenigstens habe ich schon eine Idee wie ich das Problem in den Griff bekomme: Da ich nicht gleichzeitig 4-Achsen und Linkslauf benötige, greife ich eben Pin 9 ab, durchtrenne noch ein paar Leiterbahnen und baue da einen klassischen Schalter ein. Auf meiner Zusatzplatine ist noch der NOT-Pegelwandler für das Enable-Signal, der funktioniert auch und muss bleiben, der Rest wird ausgelötet und bleibt als Mahnmal. Wobei sich dann noch herausgestellt hat, dass ich die eigentlich für etwas völlig anderes vorgesehenen Jumper und Klemmen als Steckverbindung für meine Pin9-Signale verwenden konnte.
Man würde das ja nicht so denken, aber man kann auf fertigen Platinen noch eine ganze Menge ändern. Das krasseste was ich mal gemacht habe, war eine ganze Ecke auszusägen, eine neue Ecke einzukleben und die Leiterbahnen wieder mit Drähten zu verbinden. So was geht aber nur bei selbstgemachten Platinen mit einer gewissen Breite der Leiterbahnen wo auch kein Lötstopp drauf ist. Und es würde helfen, wenn man die ganze Löterei auf so dünnen Leiterbahnen nicht mit einer 3mm - Spitze machen müsste weil meine feine Spitze den Geist ausgehaucht hat. Das ist ungefähr so wie Autoreparatur mit eimem Vorschlaghammer.
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Gustav Sucher on :
Eine Autoreparatur mit einem Vorschlaghammer würde ich gar nicht erst versuchen. Das klingt schon sehr nach einer unmöglichen Aufgabe. Solche Themen sind sehr interessant. Ich habe auch mal versucht eine CNC Steuerung zu bauen. Allerdings ging mir immer die zeit aus, sodass ich nie dazu gekommen bin. Nun habe ich mir einfach eine CNC gekauft. Vielen Dank für den super Blog!