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Menschliche Inkompatibilität

Es gibt wohl ein Problem mit dem alle vier IN-Typen schwer zu kämpfen haben, mehr als alle anderen Typen: Menschliche Inkompatibilität. Das wurde mir nochmal ganz klar als ich mit meiner neuen Assistentin der Geschäftsleitung vorab auf der jährlichen Küchenmesse war. Ich hatte die Stelle ausgeschrieben mit der ganz klaren Ansage, dass ich einen Generalisten suche, der ähnlich wie ich selbst alles machen kann was nötig ist um die Firma am Laufen zu halten. Und das auch weitgehend selbstständig machen kann und man sich eigentlich nur über die jeweilige Zielsetzung abstimmen muss. Dafür war ich auch bereit, nach oben hin keine Grenzen zu setzen, bis hin zu einer 49%igen Beteiligung an der Firma. Das ganze ist so ziemlich eine klassische Jobbeschreibung für alle NT-Typen und vielleicht noch die NFJs. Als sich die junge Frau beworben hat, habe ich sie natürlich den Test machen lassen und dieses eine Mal bin ich selbst auf Wizard's First Rule hineingefallen: Das Ergebnis war ISFJ oder so ähnlich, ich hoffte aber das das falsch ist und sie beim Vorstellungsgespräch vielleicht nur zu schüchtern war und ein ISTP oder ESTP ist. Nach den Erfahrungen mit meinem Vater kommt das einem "echten" NT noch am nächsten.

Es hat sich dann so ergeben dass ich sie noch vor dem regulären Einstellungstermin für drei Tage auf die Messe mitgenommen habe. Da sonst niemand mitwollte, brauchte ich zumindest mal jemanden mit dem ich mich beim Fahren abwechseln konnte. Gut, den allerersten Eindruck habe ich etwas vermasselt weil ich zwanzig Minuten zu spät bei Ihr ankam, aber wie immer lief bei der Abfahrt nicht alles reibungslos und mir war eine saubere Scheibe wichtiger als Pünktlichkeit. Wer konnte denn auch ahnen, dass sie die ganze Zeit an der Straße steht?!

Meine zwanzig Jahre Berufserfahrung haben jedenfalls bei mir ihre Spuren hinterlassen: Im Verkaufsgespräch ist es absolut tödlich sich gegenseitig anzuschweigen. In der ersten Stunde habe ich dann munter darauf losgeredet, aber das Gespräch war etwas einseitig. Um es abzukürzen: In den ganzen drei Tagen hat sie maximal 15 Sätze mir mir gesprochen und die hatten teilweise nur ein Wort. Und mit den versammelten Vertretern waren es noch weniger. Das war ganz lehrreich weil mir dadurch einiges auch an mir selbst aufgefallen ist: Entgegen der landläufigen Annahme mache ich durchaus auch Smalltalk um eine Gesprächsatmosphäre zu schaffen und praktisch alle Handelsreisenden sind Fe-starke Typen wie ENTP, ENFJ und auch die S-Varianten davon. Kurz gesagt: Alle sind Schwätzer die ein Produkt verkaufen können. Wie gesagt, das ist nicht absolut notwändig, ich bin inzwischen auch ein ganz guter Verkäufer ohne den Vorteil von Fe zu haben, bei mir läuft das eben über Ni-Te indem ich mit meinen Ideen und Zielstrebigkeit um mich werfe, was aber nicht bei allen Kunden funktioniert. Und mir ist aufgefallen, dass ich auf so einer Messe doch sehr viel mit den Menschen und Produkten interagiere: Ich frage nach, besonders nach den Sachen die sonst gerne verschwiegen werden und ich fasse auch an was ich sehe. Anschauen kann ich auch zuhause im Katalog.

Tja, und meine Assistentin stand immer einen Schritt hinter mir, hat kein einziges Wort gesagt und auch nichts angefasst, obwohl sie von vielen Vertretern geradezu dazu aufgefordert worden ist. Nur gibt das so nicht einmal mittelfristig die Perspektive etwas verkaufen zu können und die Neugier und den Willen sich selbstständig mit der komplexen Aufgabe eine Firma am Laufen zu halten zu beschäftigen. Im Endeffekt blieb mir dann nichts anderes übrig als direkt am ersten Tag zu kündigen, man hätte sonst praktisch wie bei einem Lehrling von ganz vorne anfangen müssen, nicht aber mit einem Gehalt wie ein guter Verkäufer in einem Top-Monat.

Was mir auf der Messe aber auch aufgefallen ist: Bei Berbel Dunstabzugshauben mussten wir warten weil vor uns noch eine dreiköpfige Delegation eines anderen Küchenhauses war: eine junge Frau, eine ältere Frau und ein nicht besonders intelligent aussehender jüngerer Mann. Die jüngere Frau ist mir direkt wie ein Bengalo aufgefallen: Die hat nämlich genau das gemacht was ich auch mache: Nachfragen, anfassen, reden. Soweit ich das mithören konnte (und weil sie am Ende unterschrieben hat) muss sie die Chefin gewesen sein und von der Persönlichkeit wohl ENTJ. Ich hatte etwas später auch eine Kundin im Laden die nach einer günstigen Küchenzeile gesucht hat (die ich nicht hatte) und diese war auch ENTJ. Die Sorte fällt auf (Zielorientiert, durchsetzungsstark) und ich hätte auch kein Problem mit so jemandem zusammenzuarbeiten. Man setzt sich zusammen, steckt die Verantwortungsbereiche ab und dann kannst Du dich darauf verlassen dass der Laden läuft. Was auch wohl bei den anderen NTs zutrifft. Nur für eine romantische Beziehung funktioniert es wohl nicht, da ist die Zielgruppe noch etwas mehr eingeengt.

Ich weiß jetzt nicht, warum sie keinen Zugang zu mir gefunden hat, aber die Symptomatik ist klar: Mit allen S-Typen tue ich mir menschlich wirklich schwer. Meine Mutter - als INFP sprichwörtlich eine unerschöpfliche Quelle von krassen Sprüchen - hat den Faktor: "Wupptus" getauft: Proaktiv zu sein, Ideen zu haben und zumindest auch den Willen diese umzusetzen (die NPs kennen das Problem), neugierig zu sein, vielseitige Interessen zu haben und nicht zuletzt auch zu wissen wo man in der Zukunft hinwill. Tja, und mehr oder weniger allen S-Typen geht das ab. Was auch leider der Grund ist warum auch mit meinem ISTJ-Bruder nicht mehr allzuviel läuft. Der ist Redakteur bei einem Rennradmagazin, hat Frau und zwei Kinder und damit ist sein Horizont schon ausgefüllt. Ich an seiner Stelle hätte mich schon längst in Richtung Chefredakteursposten vorgearbeitet aber das ist ihm zu viel. Und damit gibt es leider keine nennenswerte Schnittmenge mehr weil er sich auch nicht für das interessiert was ich so mache oder machen könnte.

Das wäre dann ja auch alles nicht so schlimm wenn die N-Typen nicht so verdammt selten wären und man mehr davon im Leben treffen würde. Wenn man diese Menschen aber tatsächlich trifft, dann haben diese eine sehr starke Ausstrahlung und sind nur schwer zu übersehen. Wie sehr diese Ausstrahlung das Gesamtbild beeinflusst das man von einem Menschen hat habe ich jetzt selbst an mir beobachten können. Normalerweise habe ich es überhaupt nicht mit afrikanischen Typen. Wenn ich mir aber INTPerspective anschaue dann ist da eindeutig Attraktivität da ... was dann tatsächlich nur daran liegen kann das die Ausstrahlung der Persönlichkeit so stark und auf meiner Wellenlänge ist.

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