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Goldgrube Bauland?

Heute auf tagesschau24: Goldgrube Bauland, ein Bericht über die explodierenden Grundstückspreise und darin eingewoben die Forderung nach einer Bodenreform. Meiner Meinung nach ist das aber alles nur ein Herumdoktern an Symptomen, das eigentliche Problem ist älter - sehr viel älter. Fast so alt wie die Menschheit selbst. Genauer gesagt: sobald sich die Menschen von Familiensippen zu Stämmen zusammengeschlossen haben. In einer Familiensippe herrscht zwar auch eine Rangordnung, da aber alle miteinander verwandt sind bleibt diese Hierarchie flach, da man ja auch aufeinander angewiesen ist. Sobald es aber Stammesstrukturen gab, gab es auch eine Oberklasse und Häuptlinge oder Fürsten, die sich auf Kosten ihrer Untertanen bereichert haben. Das sagt uns ja schon die Archäologie: Die Grabbeigaben eines Hügelgrabes sind opulent und ein Schweinehirte besaß wohl kaum mehr als er am Leib trug. Und diese Struktur hat sich seitdem nicht geändert. Die Namen wechselten - früher war es mal die Aristokratie, heute eben der Geldadel - aber ansonsten hat sich nichts geändert.

Die Gesellschaft hat also eine Oberklasse mit Vermögen und einen Rest mit wenig bis nichts. Da wir aber auf die Grenzen des Wachstums zusteuern wurden die Zinsen gesenkt um das Wachstum nicht völlig abzuwürgen - und als Folge dessen wurde Geld als Geldanlage unattraktiv. Das Geld ist nun einmal da und wer es hat will es möglichst schnell wieder loswerden im Sinne von "gewinnbringend anlegen". Also sucht sich dieses Geld jetzt alle möglichen Investitionsgüter. Das kann Gold sein, Kunst, seltene Fahrzeuge - und eben auch Boden. Geld verliert an Wert, diese Investitionsgüter sind alle nur begrenzt verfügbar während die Nachfrage steigt, sie steigen deshalb im Wert und das läßt sich auch nicht verhindern. Da kann man so in etwa schon bei Karl Marx nachlesen.

Verknappt man den Boden an einer Stelle durch öffentliche Maßnahmen, dann verschärft man das Problem nur an den anderen, nach wie vor frei zugänglichen Stellen. Ein weiterer Punkt was diesen Bericht anbetrifft ist aber auch, dass gerade im Bereich des Bodens es sich nach wie vor um ein lokales Problem handelt. Ich lebe nun einmal in einer Gegend wo man Bauland praktisch nachgeworfen bekommt - wenn man sich damit abfindet dass der nächste Supermarkt 10 Kilometer weit weg ist und die nächste Großstadt 50 bis 100. In meiner Stadt kann man jede Menge Grundstücke bekommen die entweder gleich unbebaut sind oder wo nur verfallene Ruinen darauf stehen. Wenn die Stadt aber keine 1.500 Einwohner hat dann will da halt keiner wohnen und niemand mit halbwegs klarem Verstand würde diese Grundstücke als Geldanlage kaufen. Die Bodenpreise steigen aber im Bereich der "richtigen" Städte - und die Landflucht ist eine sich selbst verschärfende Spirale, die im Internetzeitalter eigentlich obsolet sein könnte. Natürlich gibt es in den Städten Kulturangebote und Arbeit, für ein IT-orientiertes Unternehmen ist es aber im Prinzip egal von wo aus es operiert. Hier wurde es konsequent versäumt die Rahmenbedingungen zu schaffen damit der ländliche Raum eben nicht überaltert und leerstirbt sondern aufblüht.

Wenn man das Problem wirklich lösen wollte, dann müsste man die Gesellschaftsordnung an sich verändern. Wie will man aber eine ganze Gesellschaftsklasse entmachten die die Macht seit Urzeiten innehat? Außerdem scheitern alle Versuche einen wahren Kommunismus umzusetzen schon im Gedankenexperiment an den dunklen Seiten der menschlichen Natur. Und der real existierende Kommunismus hat nichts anderes getan als seine eigene, herrschende Klasse zu schaffen die genau den gleichen Wohlstandsvorsprung vor der restlichen Masse hatte wie vorher die Kapitalisten.

Wenn man "Undercover Billionaire" als soziologisches Experiment ansieht, dann zerfallen die Menschen in drei Gruppen: diejenigen die Visionen haben und die Fähigkeiten und Willenskraft um diese auch umzusetzen. Dann die größere Gruppe derjenigen die Verantwortung übernehmen können wenn Sie jemanden haben der ihnen eine Vision und ein Ziel gibt - und schließlich noch diejenigen bei denen alles nichts hilft und die einfach eine straffe Führung brauchen. Diese Gliederung ist aber in der menschlichen Natur verankert und lässt sich von allen Gesellschaftsreformern ja nicht wegdiskutieren. Vielmehr ist es ja so: verteilt man das Vermögen so um dass man es von der ersten Gruppe wegnimmt dann haben diejenigen einfach keine Lust mehr ihre Visionen umzusetzen - und ohne diese Impulsgeber kann eine Gesellschaft eben nicht funktionieren. Und dann muss man einfach damit leben dass sich die Werte in den Händen dieser Gruppe akkumuliert. Wieviel man im Sinne des sozialen Friedens umverteilen kann ist sicherlich diskutierbar. Aber selbst Revolutionen benötigen Menschen aus der ersten Gruppe die sie anführen, sonst hat man nur einen kopflosen Mob der schnell wieder auseinanderfällt.

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