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Fluch und Segen von Introverted Intuition

Einer der Aspekte, auf den Introverted Intutuition als dominante Funktion der INTJs die meisten Auswirkungen hat dürfte das Lernen sein. Das habe ich heute mal wieder gemerkt als ich mal wieder mit nicht-INTJs zusammengerasselt bin. Das Prinzip ist recht einfach und findet sich schon in der Schule, zum Beispiel im Mathematikunterricht. Da gibt es eine Aufgabe - zum Beispiel die kürzeste Verbindungsgerade zwischen zwei Geraden zu finden und der Lehrer erklärt Schritt für Schritt wie man das berechnet. Dann gibt es in den Klausuren auch Aufgaben wo man diesen Rechenweg anwenden muss.

Schön und gut. Das Problem ist aber aus meiner Sicht, dass man so nur punktuell lernt. Man stelle sich das mögliche Wissen als unendlich großes Blatt Papier vor und alles was man so lernt entspricht einem Kreis den man zeichnet und ausmalt. Und es bedarf keiner großen Vorstellungskraft dass zwischen den Kreisen sehr viel weiß bleibt.


(Credits: Thud-dry by juskiddink@freesound.org; Old-door by Tomlija@freesound.org)

Das Lernen durch Introverted Intuition ist völlig anders: Hierbei geht es - um beim Beispiel der Mathematikaufgabe zu bleiben - nicht um den vorgegebenen Rechenweg, der ist höchstens als Beispiel interessant. Viel wichtiger ist es die Zusammenhänge zu verstehen. Auf das Blatt Papier übertragen: man malt hier mal eine Ecke aus, und da mal ein Stück, ohne feste Begrenzung. Und dann passiert folgendes: Man erkennt auf dem Bild durch die teilweise ausgemalten Flächen was da dargestellt werden soll und kann die weißen Flächen dazwischen ohne weitere Hilfe von außen von alleine ausmalen. Und wie man sich vorstellen kann wird der Effekt umso heftiger je mehr man bereits gemalt hat.

Und zurück zum Beispiel mit den zwei Geraden: ich habe damals meinen Lehrer zur Verzweiflung gebracht weil ich meinen eigenen Rechenweg erfunden habe. Das offizielle Verfahren funktionierte glaube ich so dass man aus beiden Geraden eine Ebene gebildet hat, der Normalenvektor (also die Richtung die senkrecht auf der Ebene steht) ist dann die Richtung der Gerade und dann musste man die beiden Punkte finden wo diese Richtung beide Geraden schneidet. Ich hingegen habe mir gedacht: Bilde einen Weg von der einen Gerade über die unbekannte Verbindungsstrecke zur anderen Geraden. Die kürzest mögliche Verbindungsstrecke ist dann die gesuchte Verbindungsgerade. Viel einfacher Rechenweg, nur eine einfache Optimierung die den Schnittpunkt gleich schon mitliefert.

Das war aber eben nur möglich weil ich dieses ganze Feld der Mathematik intuitiv verstanden habe. Und dann kommt noch: ich weiß das heute noch, etwas was man so herausfindet brennt sich viel tiefer ins Gehirn ein als irgendetwas was irgendwer dir mal irgendwann sagt. Natürlich ist der Aufwand sich in etwas so hineinzuarbeiten höher als sich von jemand anderem eine Schritt-für-Schritt-Anleitung geben zu lassen. Der Aufwand ist es aber immer wert, zumindest aus meiner Position. Und wenn das eigene Wissensgemälde schon eine gewisse Größe erreicht hat, dann wird es ganz normal an den Rändern selbst weiterzumalen. Und das ist vielleicht auch der Grund warum ich da immer wieder mit meinen Mitmenschen Ärger habe: Vielleicht ist es Neid weil Sie es sich einfach machen können und einfach zum (mehr oder weniger freundlichen) INTJ gehen und sich die Lösung fix fertig geben lassen können. Ich habe diese Option nicht, mir sagt es keiner und selbst wenn würde ich es wahrscheinlich trotzdem lieber selbst herausfinden wollen. Und das geht natürlich nicht immer reibungslos: Da ist auch viel Versuch und Irrtum und Frust mit verbunden wenn man mal wieder etwas probiert von dem man eigentlich überhaupt keine Ahnung hat und sich das auch nur traut weil nach der gesammelten Erfahrung wahrscheinlich (hoffentlich) nicht allzuviel schief gehen könnte. Aber natürlich geht es schief und manchmal geht es auch ziemlich schief. Aber was man so teuer bezahlt hat bleibt und vergrößert nachhaltig das Wissensgemälde - ein sich selbst verstärkender Effekt.

Man hat also auf der einen Seite die Menschen denen man was erklärt hat was sie sich nicht merken konnten und dann irgendwo aufschreiben mussten und dann wahrscheinlich den Zettel nicht mehr finden. Heute war das das neue Multimonitor-Setup. Der große Bildschirm war aus und das Browserfenster war weg. Auf die Idee mal den zweiten Bildschirm einzuschalten und dort nach dem Browserfenster zu schauen kommt natürlich keiner (gut, ich habe auch eine halbe Minute gebraucht). Und wie man das umstellt damit nur ein Bildschirm aktiv ist konnte sich natürlich niemand merken obwohl ich gesagt habe wo man das findet. Ich bin da wohl auch ein denkbar schlechter Lehrer: Die einzig wichtige Information aus meiner Sicht ist "Rechtsklick auf den Desktop: Anzeigeeinstellungen". Der Rest ergibt sich. Aus der Sicht der Kreisausmaler muss aber jeder einzelne Schritt ausgemalt werden, bis zum Menüpunkt "mehrere Bildschirme" und was die verschiedenen Optionen im Dropdownmenü bedeuten. Ich lese mir die Seite durch, finde die Überschrift "mehrere Bildschirme" was sehr danach klingt was ich einstellen will und probiere die verschiedenen Optionen durch.

Und das ganze zieht ja dann auch einen Rattenschwanz hinter sich her: man hat mich bei der Arbeit unterbrochen (weil ich mal wieder was machen musste was kein anderer kann oder freiwillig macht) weil eben die Verknüpfung zu der Internetseite nicht ging. (Sie ging schon, aber die Taskleiste zeigte ein offenes Programm, das war aber nicht sichtbar weil auf dem anderen Bildschirm). Selbst wenn ich dieses Problem nicht hätte lösen können, dann wäre ich eben hingegangen und hätte mir die Adresse aus der Verknüpfung kopiert und einen anderen Browser geöffnet (ich habe wegen Kompatibilitätproblemen auf jedem Rechner zumindest Edge und Firefox installiert, auf meinen auch noch Chrome als dritten) und dann hätte das immer funktioniert ohne dass ich jemand anderen hätte deswegen belästigen müssen. Das Ursprungsproblem kann man dann immer noch lösen wenn derjenige mal vorbeikommt und so aussieht als hätte er im Moment gerade nichts wichtiges zu tun. Oder man knobelt eben selbst daran herum wenn man Zeit hat, weil eben der Lerneffekt ...

Es ist leider eine ziemlich miese zwischenmenschliche Schwäche von mir, dass ich mir nicht vorstellen kann das Menschen etwas was für mich selbstverständlich ist überhaupt nicht können. Und dann verschärft sich das Problem noch weil das dann dazu führt dass ich deswegen vieles selbst machen muss und dadurch gestresst bin und zu diesem Stress noch die Unterbrechungen kommen wegen etwas für das ich niemanden stören würde. Gestresst bin ich leider nicht sehr nett, aber im Moment sehe ich da leider keinen Ausweg wie man Menschen sonst wirkungsvoll wegschickt und ihnen klarmacht sie sollen ihre Probleme wenigstens einmal selbst lösen oder später noch mal wiederkommen wenn sie nach stundenlangem Knobeln nun wirklich selbst nicht weitergekommen sind. Es ist vielleicht doch einfach Neid auf den einfachen, verführerischen Weg jemanden einzuspannen der "alles" wieder irgendwie hinbekommt. Weil das das ist was sich schon seit Kindheit ständig mache. Vielleicht haben diejenigen die mich jetzt fragen müssen auch dazu beigetragen. Mir fällt jedenfalls die Situation ein wo man mir gesagt hat: "Da ist eine Spülmaschine, hier soll sie rein, da ist die Anleitung, viel Spaß". Jemandem etwas Schritt für Schritt zu zeigen geht anders. Ich habe es eben auch so hinbekommen.

Und noch eine kleine Fußnote: ich wurde von jemandem nochmal mit dem Schachvirus infiziert. Und das Spiel weigert sich bisher hartnäckig, intuitiv verstanden zu werden. So langsam bildet sich zwar eine Struktur der Zusammenhänge heraus und irgendwann komme ich wohl an den Punkt wo meine Spielstärke deswegen einen Sprung nach vorne macht. Bisher ist es aber frustig wenn man entweder wegen groben Patzern verliert wo man etwas übersehen hat oder - noch schlimmer - die ganze Partie ohne einen offensichtlichen Fehler in eine Richtung steuert aus der sie nicht mehr zu gewinnen ist.

Nachtrag: Der Weg ist wirklich nicht immer mit Rosen gepflastert. Ich bekam den Anstoß, vielleicht nochmal ein Video zu machen und wenn das ein richtiger Videokanal werden soll, dann brauche ich ein Intro. Aus einer alten CorelDraw-Suite hatte ich noch R.A.V.E, was recht einfach zu bedienen ist und mit dem man in Corel erzeugte Vektorgrafiken mit Werkzeugen animieren kann die ich von Corel her bereits kenne. Nur wollte das Programm partout keine *.wav-Dateien für den Sound importieren (obwohl die Hilfe sagt dass es das macht). Und beim Exportieren des Ergebnisses ist es entweder abgestürzt oder die Datei war nicht lesbar. Dann habe ich mich stundenlang mit Alternativen beschäftigt wie Pencil2D oder Synfig Studio, das sollte Vektorgrafiken einlesen können die mit Inkscape erzeugt worden sind - aber nada. Ich bekam es nicht hin, damit eine Schrift zu animieren. Sieben Stunden später habe ich es dann doch hinbekommen. Aus RAVE ohne Ton als GIF exportiert (Option: nur Differenz zum vorhergehenden Bild), das klappt auch mit 1920x1080 Pixeln (solche Videos gab es 2002 einfach noch nicht!). Dann auf www.ezgif.com diese GIF in ein MP4 Video umgewandelt, dieses Video dann in Pinnacle Studio 22 mit Sounds unterlegt die ich auf www.freesound.org zusammengesucht habe. Ergebnis: So wie ich es mir vorgestellt habe. Zeitaufwand: Für dieses Projekt unterirdisch, aber ich habe etwas neues gemacht und neues gelernt und das ist nicht mit Gold aufzuwiegen.

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Kommentare

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Christine am :

Ich habe mich eigentlich immer gefragt, warum sich alles bei mir sträubt, wenn ich zb ein Buch geschenkt bekomme, nur weil es auf der Bestsellerliste vom Spiegel steht. Oder warum ich unbedingt irgendwas genau so machen soll, und nicht anders. Jetzt ist es klar: die Funktion lässt das nicht zu- zum Glück!
In meinem Fall war das eine Buch für mich ganz gut, da mich die Freundin besser einschätzen konnte. In der Regel ist es jedoch so, daß ich mir Dinge lieber selber schenke, dann weiss ich das ich mich freue????. Und ja, es ist leichter jemanden zu fragen, als selber rauszufinden....

LG C

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