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Herbert Geissler Service Teil zwei

Nachdem das hier jetzt eindeutig zu viel ist um es in ein simples Postscript zum ersten Artikel: If you have someone over a barrel ... zu packen, gibt das hier einen eigenen Artikel. Am Samstag, zwölf Tage nachdem ich sie eingeschickt habe, hatte ich die Kamera (EOS 60D) endlich in Händen. Es hat noch einen Tag länger gedauert weil die liebe Firma Geissler ihre Pakete aus Paranoia nur per Nachnahme schickt (wie ich sagte: Geiselnahme deiner Kamera) und in Corona-Zeiten bekommt man vom Postboten nur eine Abholanweisung für den nächsten Tag in der lokalen Filiale. Man kann das doch viel einfacher und günstiger machen und sich das einfach per Paypal bezahlen lassen und dann geht das Paket als normales Paket raus ...

Jedenfalls sah die Kamera im Karton so aus:

EOS 60D im Karton von Geissler zurück
EOS 60D im Karton von Geissler zurück

Man beachte den nicht richtig sitzenden Aufkleber der eigentlich das Objektivbajonett abdecken sollte!

Während ich sie so eingeschickt hatte:

EOS 60D mit Gehäuseschutzdeckel
EOS 60D mit Gehäuseschutzdeckel

WTF? Die Kamera hatte ein Softwareproblem (wenn man eine Serviceeinstellung überhaupt so nennen kann) und es gab überhaupt keine Veranlassung, den Gehäuseschutzdeckel (den ich natürlich nicht mit zurückbekommen habe) abzunehmen. Ich hatte ja - nicht ganz ernst gemeint - geschrieben: dass da jemand aus Rache noch seinen Finger "versehentlich" auf den Sensor drückt, weil ich ihre kostenpflichtige "Reinigung" nicht wollte. Ich will hier niemandem Absicht unterstellen, aber als ich die Kamera weggeschickt hatte, hatte ich sie vorher gereinigt, im Sucher waren keine Fremdkörper zu sehen. Und als ich sie zurückbekam, war Staub im Sucher. Wenn sie das Ding zu gelassen hätten, wäre nichts passiert, aber okay, halb so schlimm, nehme ich halt meinen Saugpinsel:

Saugpinsel Marke Eigenbau
Saugpinsel Marke Eigenbau

Und fahre gerade mal über die Mattscheibe. Man findet die Bauanleitung dafür natürlich im Netz, der geht auch prima für die Sensorreinigung. Damit kann man nämlich nicht viel kaputt machen, anders als mit irgendwelchen Flüssigkeiten und reiben. Ich also über die Mattscheibe gepinselt und der Dreck geht aber nicht weg. Auch mit vehementerem Pinseln nicht. Dreck auf dem Spiegel ist es auch nicht (der ist außerhalb der Schärfeebene und deshalb unscharf). Bei den weiteren Schritten schwankte ich jetzt dauernd hin und her ob ich das machen soll oder es lassen soll, schließlich taucht der Dreck auf den Bildern ja nicht auf. Andererseits bin ich nun mal ein Enneagramm eins und will meine Sachen in Ordnung haben.

Weiteres Google zeigte dann, dass die Kamera eine vom Benutzer wechselbare Mattscheibe hat und der Dreck könnte ja auch auf der Oberseite der Mattscheibe sein. Ich mache davon jetzt keine Fotos weil ich sie jetzt endlich sauber habe, außerdem erkennt man auf der Skizze mehr:

Sucheranordnung Canon EOS 60D
Sucheranordnung Canon EOS 60D

Man kann den Mattscheibenhalter also abklappen wenn man oben an der Lasche zieht, so sieht das in Realität aus:

EOS 60D Spiegelkasten
EOS 60D Spiegelkasten

Also die Oberseite der Mattscheibe und die Fläche darüber pinseln - keine Verbesserung. Also Mattscheibe ausgebaut, die ist aber sauber. So stark kurzsichtig wie ich bin, kann ich die Brille ausziehen und sehr, sehr nahe rangehen und habe sozusagen eine eingebaute Lupe. Lästig ist dann nur, die Brille dauernd an- und wieder ausziehen zu müssen. Jedenfalls war das alles höchst delikat, diese Teile kann man nur mit der Pinzette an einer kleinen Lasche anfassen, sonst würde man sie unweigerlich verkratzen/verschmieren, wie auch immer. Nachdem es das auch nicht war und auch abpinseln der Oberfläche wo die Punkte des Autofokus sind nichts gebracht hat war ich schon ziemlich am Ende. Ich dachte, der Staub könnte auch innerhalb des Suchers sein und habe mir auch Canon 60D-Zerlegevideos angesehen. Aber selbst wenn man so ziemlich alles andere auseinander hat ist der Sucher immer noch eine Einheit. Google half hier auch nicht weiter, wenn Dreck im Sucher ist ist er normalerweise nur auf der Mattscheibe.

Bis ich schließlich gesehen habe, dass die Autofokuspunkte auf einer weiteren Platte sind, die wohl nach vorne herausmüsste, das sah man den seitlichen Führungsrillen. Zuerst sah es so aus als müsste das Objektivbajonett auch runter, aber die Schrauben waren so fest dass ich sie nicht aufbekam. Dann also die zwei kleinen Schräubchen am vorderen Klemmstück der Mattscheibenbefestigung, dann geht das erste Blechteil runter und dahinter ist ein zweites, was die Autofokusplatte hält. Dann bekam ich die endlich raus und dann tat sich endlich was, als ich da drübergesaugpinselt habe. Das ist auch höchst lästig, jedesmal wieder alles einzubauen, ein Objektiv aufzuschrauben und durchzusehen, also hier ein kleiner Tipp für alle die mal in die gleiche Verlegenheit kommen: Einfach die Kamera waagerecht, aber mit dem Sucher nach unten halten. Dadurch klappt die Lade wo sonst die Mattscheibe drin ist nach oben und man kann das Ergebnis im Sucher sehen. Und ja: man sieht auch das kleinste Stäubchen und weil ich ja meinen Kopf wegen der Lupenfunktion so nah dranhalten musste, ist mir auch ständig neuer nachgerieselt. Die unscharfen Dreckpunkte kann man erst mal ignorieren, die sind wie gesagt am Spiegel, den ich natürlich auch dauernd eingestaubt habe. Man kann dann jedenfalls die Oberfläche des Prismas und diese Platte reinigen. Nach stundenlangem Kampf hatte ich dann endlich alles sauber und wieder zusammen.

Ich will es niemandem unterstellen, aber im zusammengebautem Zustand wird alles oberhalb der Mattscheibe durch die davorliegenden Bleche und die Mattscheibe selbst vor fallendem Staub geschützt, das sieht man im Foto ja sehr gut, da ist gerade mal die Unterseite der Mattscheibe sichtbar. Wie also ist der Staub so weit in die Optik hineingekommen? Das bleibt wohl das Geheimnis der Firma Geissler. Ob die bei der "allgemeinen Reinigung" auch so alles auseinandergebaut hätten? Wahrscheinlich noch nicht einmal, wenn Sensorreinigung schon eine eigene Position ist. Mir fallen zur zwei Wege ein wie man den Staub da hineinbekommt: Sabotage oder ein Blasebalg, was auch Sabotage wäre, gegeben der Tatsache dass überall steht dass man keinen verwenden soll, wohl eben aus diesem Grund. Bleibt auch noch der Transport und der schlampig geklebte Aufkleber, das wäre dann einfach Unfähigkeit. So oder so, sie hätten ihre Finger davon und einfach nur ein USB-Kabel nehmen sollen.

Jedenfalls kann ich vom Service der Firma Geissler nur schärfstens abraten. Im Endeffekt wäre es günstiger gewesen, sich für 180 Pfund die unabhängige Servicesoftware zu kaufen und es selbst zu machen (auf der anderen Seite kann ich jetzt Canon-Kameras reinigen, wieder eine Fähigkeit mehr zu meinem sowieso angsterregenden Skillset). Und mal wieder zeigt sich, dass ich wie fast immer nur dann ordentliche Arbeit bekomme wenn ich es selbst mache, aber das wird mich wohl mein Leben lang verfolgen.

Nachtrag: Man hat mir den Deckel nachgeschickt. Auf die Bitte um eine Erklärung wie der Dreck in die Kamera gekommen ist haben sie aber trotzdem nicht reagiert …

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